Aktuell veröffentlichte Nachrichten rund um Postenbesetzungen beim ORF verdeutlichen die besorgniserregende Haltung der FPÖ gegenüber den Medien.
Große Pläne
Im Zuge des aktuellen Untersuchungsausschusses gelangten die Chats aus der Zeit der letzten Regierungskoalition von FPÖ und ÖVP an die Öffentlichkeit. In einer WhatsApp-Gruppe unterhielten sich unter anderem Harald Vilimsky, Heinz-Christian Strache und Norbert Steger über gewünschte Veränderungen beim ORF. Für eine Neuausrichtung des Senders im Sinne der FPÖ gab es große Pläne. Strache schrieb etwa, es brauche „ein ORF-Gesetz, wo totale Personalrochaden, Neubesetzungen möglich werden!“. Zum Inhalt des Radioprogramms äußerte Strache sehr spezifische Wünsche: „Bitte auch dahinter sein, dass Andi Gabalier endlich auf Ö3 gespielt wird (…) Ist irre, dass der boykottiert wird!“.
Gewünschte Personalrochaden
Heinz-Christian Strache, damaliger Vizekanzler und FPÖ-Chef, tauschte sich besonders intensiv mit Thomas Prantner aus. Dieser war zu dieser Zeit als ORF-Technik-Vizedirektor für die Onlineaktivitäten verantwortlich. Prantner soll laut Berichten viele Belege für prominente Berichterstattung über die FPÖ an Strache geschickt haben.
Strache ließ wissen, dass ORF-Auslandskorrespondent Christian Wehrschütz eine aktivere Rolle bevorzuge und Vorschläge kursierten, ihn als Landesstudiodirektor oder mit einem eigenem Talkformat aufzuwerten. Auch Philipp Jelinek, bekannt aus der Sendung “Fit mit Philipp” und Straches persönlicher Fitnesscoach, taucht in den Chats auf. Der “Vorturner der Nation“ bat Strache um Unterstützung, um einen Job als Moderator für „Guten Morgen Österreich“ zu bekommen. Im Gegenzug würde Jelinek interne Informationen liefern.
Gefährliche Nähe zwischen Medien und Politik
Es handelt sich nicht um die ersten Enthüllungen dieser Art. Bereits 2022 trat der damalige TV-News-Chefredakteur Matthias Schrom zurück, nachdem Chats mit Strache publik wurden. Das gefährliche Naheverhältnis von Politik und Medien schlug sich auch in der Rangliste der Pressefreiheit nieder – wir berichteten.
Der ORF betonte in einer Aussendung, dass politische Wünsche, die in den Chats geäußert wurden, nicht erfüllt worden seien. Im Statement des Redaktionsrates heißt es, man bedaure, „dass es immer wieder Leute gibt, die sich bei Parteien anbiedern und sich dadurch eine Karriere im ORF erhoffen. Das ist ein Schlag ins Gesicht aller Journalistinnen und Journalisten im ORF, die für kritische, objektive und unabhängige Berichterstattung stehen.“ Der Presseclub Concordia warnte vor politischer Einflussnahme auf die Medien und forderte stärkeren Schutz für den ORF.
Für weitere Informationen zu den Themen ORF und Pressefreiheit empfehlen wir die folgenden Beiträge: ORF-Änderungen durch die Digitalnovelle und Der Fall Miklautz: Ein Angriff auf die Pressefreiheit