Vergangene Woche präsentierten die Regierungsparteien ihre Pläne für das Online-Angebot des ORF. Einige der bisherigen Beschränkungen sollen fallen, andere kommen neu hinzu.
ORF: TVthek zeitlich unbefristet
Die Digitalnovelle des ORF-Gesetzes soll die Kompetenzen des ORF im Online-Bereich erweitern. So sollen etwa die Inhalte der TVthek, die bisher nur eine Woche zur Verfügung standen, zeitlich unbefristet verfügbar sein. Außerdem war es dem ORF bisher nicht erlaubt, Beiträge, die noch nicht im Fernsehen ausgestrahlt wurden, online bereitzustellen. Künftig dürfen bis zu 80 Sendungen pro Woche nur für den Online-Auftritt des ORF produziert werden. Inhalte aus Kultur, Information, Unterhaltung und Sport dürfen frühestens 24 Stunden vor ihrer linearen Ausstrahlung online gestellt werden.
ORF Sport +, über dessen mögliche Einstellung wir in diesem Blog bereits berichtet haben, soll bis 2026 als linearer Fernsehkanal bestehen bleiben und danach ein rein digitaler Kanal werden. Das Online-Angebot des ORF soll außerdem um einen Kinderkanal erweitert werden.
350 Meldungen pro Woche
Um die Medienvielfalt in Österreich zu sichern und zu stärken, so Kanzleramtsministerin Susanne Raab (ÖVP), soll es für den ORF jedoch auch Beschränkungen geben. Das Online-Angebot des ORF soll nicht „mit dem Online-Angebot von Tages- oder Wochenzeitungen oder Monatszeitschriften vergleichbar“ sein. So sollen wöchentlich maximal 350 Meldungen auf ORF.at erscheinen. Raab fordert einen Fokus auf audiovisuelle Beiträge. Das Angebot soll aus 30 Prozent reinen Textmeldungen und 70 Prozent Videobeiträgen bestehen. Zum Vergleich: Derzeit erscheinen auf ORF.at etwa 900 Meldungen und 400 Videobeiträge pro Woche.
„Medienpolitische Fehlentwicklung“
Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) setzt sich bereits seit Jahren für eine Beschränkung der Textberichterstattung von ORF.at ein. Das frei zugängliche Online-Angebot des ORF sei eine große Konkurrenz für Zeitungen. Der VÖZ hält die Ausweitung der digitalen Kompetenzen des ORF für eine „medienpolitische Fehlentwicklung“. VÖZ-Präsident Markus Mair warnt vor einem „massiven Einschnitt in der heimischen Medienvielfalt“. Auch der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) kritisiert die geplante Gesetzesnovelle.
Der ORF-Redaktionsrat hält hingegen die Einschränkungen der Textbeiträge für „problematisch“. Dieter Bornemann, der Vorsitzende des ORF-Redaktionsrates, befürchtet, dass „Gratismedien, Onlineriesen sowie die Politpropaganda und ‚Fake News‘ profitieren.“
Über die Umsetzung der ORF-Digitalnovelle und deren Folgen, sowie über andere Neuigkeiten in der Medienbranche hält CLIP Mediaservice Sie selbstverständlich auf dem Laufenden.
Dieser Beitrag könnte Sie auch interessieren: Social Media und der Journalismus