Heute werfen wir in der Rubrik „Neues aus der Medienwelt“ einmal mehr einen Blick zu unseren eidgenössischen Nachbarn. Diesmal ohne den Umweg über einen österreichischen Ableger oder österreichische Beteiligung (NZZ) sondern einfach nur so. Weil da einmal mehr aus unserem bergigen und sehr reichen Nachbarland eine innovative Idee mit eindrucksvollem Umsetzungspotential kommt, die vielleicht eine mögliche Zukunft der Medienbranche aufzeigt.
Welches Rezept gegen die Krise
Die Situation am Schweizer Medienmarkt unterscheidet sich nicht maßgeblich von anderen Ländern: einbrechende Werbemärkte, rückläufige Verkäufe, und das im gut zweistelligen Bereich. Was also tun? Die Lösungskonzepte sind mannigfaltig: Zu allererst wird natürlich einmal gespart, was der Qualität nicht zwingend zuträglich ist. Andere suchen ihr Heil in Kooperationen mit finanzkräftigen Unternehmen. Dies lässt allerdings wiederum die Unabhängigkeit der Berichterstattung in einem völlig neuen Licht erscheinen. Ein anderer Ansatz – hier bereits einmal aufgezeigt – ist die Einführung von Bezahlschranken. Das verärgert wieder jahrelange Leser, die nicht ganz den Sinn darin erkennen, für Content, der bis vor kurzem noch gratis war, in Zukunft Geld zahlen zu müssen. Und dies womöglich auch noch, ohne die vielfach als Argument ins Treffen geführte Qualitätssteigerung wirklich wahrzunehmen.
Der neue Weg der „Republik“ – Ein Schweizer Erfolgsmodell?
Ganz andere Wege geht da das neue Medium „Republik“. Es ist nicht so sehr das Was, sondern das Wie, das dieses Konzept so besonders macht. Man nehme: Ein Medium, das rein auf Bezahl-Content setzt, die Herausgeber von „Republik“ nennen auf Ihrer eigenen Website das holländische Digital-Magazin „de Correspondent“ als Vorbild. Das ganze finanziert man, ebenfalls nach dem genannten Vorbild, durch Crowdfunding. Das ist ja jetzt auch nicht wirklich neu. Neu ist, dass mit 14.000 Online-Spendern innerhalb kürzester Zeit eine Investitionssumme von 3,1 Mio. Euro eingesammelt werden konnte, die höchste Summe, die jemals weltweit für ein Medienprojekt erzielt werden konnte. Und das verknüpft man jetzt in dem Musterland für direkte Demokratie mit charmant eingesetzten Mitteln der basisdemokratischen Entscheidungsfindung: Alle Investoren, gleichzeitig auch „Verleger“, dürfen beispielsweise darüber abstimmen, mit welchem Mitarbeiter, welcher Mitarbeiterin die Redaktion künftig aufgestockt werden soll: Zur Wahl standen „die Anstellung eines Datenjournalisten oder einer Datenjournalistin“, „die Anstellung einer Deutschland-Korrespondentin (oder eines Deutschland-Korrespondenten)“, oder „ein Budget für die kompromisslosesten Satirikerinnen und Satiriker, die sich kaufen lassen“. Gewonnen hat übrigens der Datenjournalismus mit 3518 Stimmen oder 58 %.
Und wann geht’s los?
Eine Beurteilung über die Qualität und den Erfolg der „Republik“ wird uns erst ab Januar 2018 möglich sein. Dies wird seitens der Verantwortlichen mit der Notwendigkeit einer ausreichenden Planung argumentiert, um in der gewünschten Qualität und Nachhaltigkeit am Markt reüssieren zu können. Und dann gewogenen Leserinnen und Leser, geben wir gerne wieder unseren Senf dazu.