Die jüngst veröffentlichten Daten zur Reichweite österreichischer Medien geben einigen Aufschluss über Trends und Tendenzen der aktuellen Printmedienlandschaft.
Zur Methodik und Bedeutung der Reichweitenzahlen des Vereins Arbeitsgemeinschaft Media-Analysen, finden Sie hier einen Beitrag in unserem Blog.
Während der Tageszeitungsmarkt sich als relativ stabil erweist, gibt es kleine Turbulenzen bei den österreichischen Magazinen.
Dass die bunten Boulevardblätter von Österreich und Krone am Wochenende empfindlich, sprich statistisch, verloren haben, heizt der Kritik durch Wolfgang Fellner an der Media-Analyse weiter ein.
ÖSTERREICH BLEIBT DEN PRINTMEDIEN TREU
Mit 4.917.000 Lesern, immerhin 67,6% der Österreicherinnen und Österreicher, macht die österreichische Tageszeitung trotz einem Minus von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr durchaus eine gute Figur.
Während bei den über 60-Jährigen noch immer acht von zehn zu einer Tageszeitung greifen, sank die Reichweite bei jungen Lesergruppen unter die 50-Prozent-Marke. Gezollt ist dieser Rückgang vermutlich dem Internet, welches wohl gerade für Jüngere eine immer bedeutendere Rolle als Nachrichten- und Informationsquelle spielt.
Erwartungsgemäß? – ja schon, aber betrachtet man den Tageszeitungsmarkt anderer europäischer Länder in unmittelbarer Nähe, so zeigt sich: in Deutschland lesen gerade einmal 38 Prozent Tageszeitung, in Frankreich eben einmal 27 Prozent, lediglich die Schweizer kommen auf 63 Prozent Printkonsum.
Im Detail sind die Reichweiten der Tageszeitungen relativ unverändert. Mit Ausnahme der Kleinen Zeitung, der Presse und der OÖ Nachrichten, welche leicht zugelegt haben, bleibt alles mehr oder weniger beim alten. Empfindlichere Verluste verzeichnen am Wochenende die Krone sowie die Sonntagsausgabe der Österreich.
Die österreichischen Magazine verzeichnen einen deutlichen Zuwachs der Reichweiten-Zahlen für e-media, Servus in Stadt & Land, Top-Gewinn, Wiener, Leben, Autorevue und auto-touring. Hingegen verlieren Skip, The Red Bulletin und Woman deutlich an Leserschaft.
FELLNER KRITISIERT METHODIK DER MEDIA-ANALYSE – HANUSCH KONTERT
Nicht zum ersten Mal äußert Österreich-Herausgeber, Wolfgang Fellner, scharfe Kritik an den Reichweiten-Zahlen der Media-Analyse. Dreh- und Angelpunkt ist für ihn die Diskrepanz zwischen Auflage und den Reichweiten-Zahlen der Media-Analyse. Demnach steht für ihn die höhere Auflage seiner Zeitung im krassen Widerspruch zur ausgewiesenen kleineren Reichweite.
„Auflagenschwache Zeitungen gewinnen trotz deutlicher Auflagenverluste überproportional an Lesern dazu, auflagenstarke Massenmedien verlieren dagegen Reichweite, sogar wenn sie deutliche Auflagenzugewinne haben“, so der Chef der Gratis-Zeitung.
Dazu meint Helmut Hanusch, Präsident des Vereins ARGE Media Analysen, allerdings, dass eine Auflagensteigerung nicht automatisch zu einer Reichweitensteigerung führen muss. Denn „wenn ein Mehr an Auflage durch den Leser nicht aktiv gefordert wird, kann eine Auflagensteigerung dazu führen, dass Mitleser zu Erstlesern werden und die Reichweite davon unbeeinflusst bleibt bzw. kann die Reichweite ebenso sinken, weil insgesamt weniger Personen den Titel in die Hand nehmen.“
Für ihn ist klar: eine Steigerung der Auflage ist kein Allheilmittel, um höhere Reichweiten zu erzielen.