Diese Woche stellen wir einen True-Crime-Podcast, der journalistischen Standards folgt, vor. Der Podcast „Der Gerichtsreporter – Spektakuläre Verbrechen aus NRW“ von Stefan Wette beschäftigt sich mit der Arbeit des produktivsten Gerichts-Berichterstatters der WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung). Wie eine professionelle Herangehensweise an den Trend True-Crime aussehen kann, wird hier gezeigt.
Die Faszination True-Crime
Über das Medium Podcast haben wir bereits berichtet, aber die journalistische Aufarbeitung von wahren Verbrechen ist in den letzten Jahren zu einem ganzen Medien-Trend geworden. Egal ob als Dokumentationen, Print-Reportagen oder Podcasts: ungelöste Fälle, Geschichten über Betrug und Prozesse zu Mord und Totschlag sind in allen Medien zu finden. Verschiedene Anbieter*innen nähern sich unterschiedlich an die sensiblen Themen des Bereichs an. Ein Beispiel für einen lockern Zugang zu den merkwürdigsten Kriminalfällen haben Podcasterin Charlotte Mellahn (Visa Vie) und Comedienne Ines Anioli in ihrem gemeinsamen Podcast „Weird Crimes“ gewählt. Für die hohe Nachfrage besteht aktuell ein vielfältiges Angebot.
Der Gerichtsreporter
Neben eigenständigen Produktionen von Interessierten haben auch diverse Medienhäuser True-Crime im Blick. Für die WAZ arbeitete der Gerichtsreporter Stefan Wette mit seinen Kolleginnen Gesa Born und Brinja Bormann an einer hörbaren Version seiner Berichterstattung. In 86 Folgen werden ausgewählte Prozesse aus 30 Jahren Tätigkeit für den Mantel- und Lokalteil der Zeitung besprochen. Thematisch geht es um Fälle von Raub, Erpressung und Mord, die am Landgericht Essen und Dortmund verhandelt wurden. „Der Gerichtsreporter – Spektakuläre Verbrechen aus NRW“ gilt als Nummer 1 des Medienhauses, was der Arbeitsweise des Gerichtsreporters zuzuschreiben ist. Wette hatte in seiner Karriere ein Ziel: Gerechtigkeit fördern und manchmal auch einfordern, wenn es hart auf hart kommt. Dabei behielt der Reporter jedoch immer die Ruhe und verlor nie das Vergnügen an korrektem Journalismus.
Erinnerung
Das Kollegium der WAZ musste diesen Sommer die Produktion des Podcasts aufgrund eines schmerzhaften Verlusts einstellen. Stefan Wette ist am 1. Juli. 2023 leider viel zu früh im Alter von 64 Jahren verstorben. „Seine Arbeit hat ihn mit Stolz und Freude erfüllt“, so ein Kollege der WAZ. Seine stabilen Werte, eine gesunde Distanz zum Geschehen und das Streben nach Gerechtigkeit kann fortlaufend angehört und vielleicht sogar weitergetragen werden.
