In unserer informationsüberladenen Welt sind wir praktisch 24/7 von den vielfältigsten Medien umgeben. Ohne, dass wir bewusst etwas davon mitbekommen, beeinflussen sie uns und formen die Art, wie wir kommunizieren und denken. In den 1960er Jahren kam infolgedessen die medienökologische Bewegung auf. Was diese Bewegung ist, haben wir uns anhand der Abfassung der Jungprofessorin Katja Rothe zu dem Thema einmal genauer angesehen.
Von der technisch-humanen Koexistenz
Medienökologie setzt sich damit auseinander, wie Menschen mit Medien koexistieren und interagieren, und strebt danach, dieses Zusammenleben zu optimieren. Der amerikanische Medienwissenschaftler Neil Postman forderte beispielsweise, dass zwischen realer und Medienwelt ein Gleichgewicht bestehen muss. Insbesondere in einer Zeit von konstanter Informationsüberflutung ist dieses Gleichgewicht kaum gegeben. Postman postuliert also Verzicht, wenn Medien uns einschränken. Dies schlägt sich in der „Digital Detox“-Bewegung und auch in der Pädagogik nieder.
Der französische Philosoph Bernard Stiegler brachte den Terminus der technisch-humanen Koexistenz ins Spiel. Er betrachtete sowohl Mensch als auch Medien als eigenständige Subjekte, die miteinander auskommen müssen. Es müsse aber klare Grenzen zwischen den beiden geben.
Von der situierten Praxis
Einige Jahre später stellte sich Universitätsprofessor Matthew Fuller den Thesen Postmans entgegen. Er beschreibt das technisch-humane Gleichgewicht als etwas, das sich ständig verschiebt und verändert, und die Medien als eine Art Organismus, der in sich selbst vernetzt ist. Dazu passt, laut Rothe, das Konzept der situierten Praxis der Philosophin Isabelle Stengers. Sie meint, dass eine Entscheidung nur in einer spezifischen Situation ethisch vertretbar sein und keinem übergeordneten Kodex folgen muss.
Ethische Medienökologie
Unter diesem Gesichtspunkt versucht Rothe, eine neue Sichtweise auf Medienökologie, fern von Verzicht und Dämonisierung der Medienwelt, zu schaffen. Sie sieht verantwortungsvollen Medienkonsum, und damit medienökologisches Verhalten, als eine Kompromissfindung zwischen dem Menschen und der Medienwelt. Dabei geht es um ein „Innehalten“ vor all den technischen Möglichkeiten und darum, situationsspezifisch zu entscheiden, ob der Konsum nun vertretbar ist oder nicht.
Fazit
Katja Rothes Abhandlung ist, wenn auch ein harter Brocken, durchaus lesenswert, denn er beschäftigt sich mit einem hochaktuellen Thema und ruft die Leser_innen dazu auf, sich selbst mit ihren Medienkonsumsgewohnheiten auseinanderzusetzen.