Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt. Oder?
Dieses Zitat von Ludwig Wittgenstein wird nie alt, denn Sprache entwickelt sich laufend weiter. In unserem Blogartikel „Ist Sprechen das neue Schreiben?“ haben wir uns angeschaut, wie sich die Verwendung von Sprache im Journalismus entwickelt. In diesem Artikel wollen wir uns die Entwicklung unserer Schrift und die Verwendung von Emojis ansehen.
Nie zuvor hatte die Menschheit einen so breiten Zugang zu sprachlicher Information wie heute. Zeitungen, Magazine, Online Nachrichten, Soziale Netzwerke, Bücher und vieles mehr stehen uns in Hülle und Fülle zur Verfügung. Seit einigen Jahren scheint sich eine weitere Kommunikationsform dazu zu gesellen: Emojis.
Piktogramme, die Urschrift der Menschen
Das kommunikative benutzen von Zeichen lässt sich lange in der Menschheit zurückverfolgen. Schon im vierten Jahrtausend vor Christus bedienten sich die Sumerer einer Art Keilschrift, die auf zeichnerische Abbildungen zurückgehen. Die bekannteste Bildschrift sind wohl die ägyptischen Hieroglyphen. Unsere Buchstabenschrift hingegen besitzt keine Bilder, sondern setzt sich aus einzelnen Buchstaben zusammen, deren Grundlage die Laute unserer Sprache sind. Der Unterschied ist also, dass Bildschriften auf Gesehenes und sogenannte „phonographische Schriften“, also auch unsere Schrift, auf Gehörtes zurückgeht.
Entwickelt sich unsere Schrift in eine Bildschrift?
Ulf von Rauchhaupt ist Wissenschaftsjournalist bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und hat sich in einem Artikel aus dem Jahr 2017 die Frage gestellt, ob sich unsere Schrift durch die Verwendung von Emojis in eine universelle Bildschrift hin entwickeln könnte. Er zieht dabei einen Vergleich zur Esperanto Sprache, die eine Brücke verschiedenster Sprachen schlägt und eine Kommunikation über Länder- und Sprachgrenzen ermöglicht. Am Beispiel der Emojis könnte das so aussehen, dass ein Flugzeug, eine Sonne und eine Welle bedeuten könnten, dass man auf dem Weg in den Urlaub ist. Solche Bilder könnten sprachunabhängig über die ganze Welt verstanden werden. Doch ist das realistisch? Laut Ulf von Rauchhaupt ist es eher unrealistisch, weil die Bildsprache einen Haken hat: Sie kann keine symbolischen Begriffe darstellen. Als Beispiel nennt er das Wort „Gerechtigkeit“, das mit Bildern nur schwierig darzustellen sein dürfte. Weiters führt er das wohl gewichtigste Argument an: Es gibt bislang keine einzige Schriftsprache, die sich von der gesprochenen Sprache gelöst hätte. Selbst bei den ägyptischen Hieroglyphen finden sich unter den Bildern gut ein Drittel an phonetischen Lauten.
Wie oder was?
Der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch sieht Emojis als eine Ergänzung unserer Buchstabenschrift, die eher bekräftigen soll WIE etwas gemeint ist. Unsere Buchstabenschrift wird immer dann benutzt, wenn die sachlichen Informationen einer Nachricht kommuniziert werden sollen. Möchte man dann noch hinzufügen, wie die Nachricht z.B. im Tonfall zu verstehen ist, können Emojis diesen ergänzen. Emojis können so eine Lücke schließen, die sich aus der Distanz der kommunizierenden Menschen ergibt. Sie ersetzen Mimik, Gestik und Tonfall.
Wir von CLIP Mediaservice verfolgen die Entwicklung unserer Schrift weiterhin und vielleicht werden wir in 10 Jahren unsere zukünftigen Blogartikel mit vielen Emojis schmücken 😊