Wer kennt sie nicht, die Wahlplakate, die Wahlwerbung in Zeitungen und Magazinen, die Flugblätter im Briefkasten? All das sind klassische Tools des Wahlkampfs und werden es auch weiterhin bleiben. Doch mittlerweile haben sämtliche Parteien erkannt, dass man um eines nicht herumkommt, wenn man seine Wähler_innen erreichen will: die sozialen Medien. Für Kampagnen sind sie bereit, sehr viel Geld in die Hand zu nehmen und PR-Profis zu beauftragen. Wir von CLIP haben uns damit befasst, wie wichtig Social Media im Wahlkampf eigentlich ist.
Es geht ums Image
Social Media ist für Politiker_innen eine hervorragend geeignete Plattform, um sich in das Licht zu rücken, in dem sie stehen wollen. Hier können sie ihre Meinung ungefiltert vertreten und Sympathie bei potenziellen Wähler_innen schinden. Außerdem haben sie die Möglichkeit, kurz und prägnant Statements abzugeben, die schnell für Aufruhr sorgen – man denke nur an H.C. Straches „Jetzt erst recht!“-Posting nach seinem Rücktritt. Und natürlich ist es in den sozialen Netzwerken sehr einfach, den Nutzer_innen ein Gefühl der Nähe zu ihnen zu vermitteln. Meister dieser Kunst ist wohl der italienische Innenminister Matteo Salvini, der mit der Innenkamera seines Handys gefilmte Videos auf Instagram hochlädt.
Reichweite durch Interaktion
Das Ziel des Einsatzes von Social Media im Wahlkampf ist, muss die eigene Reichweite zu vergrößern, um neue Sympathisant_innen zu gewinnen. Eine große Rolle spielt dabei die Zahl von sogenannten Interaktionen, also Likes, Dislikes, Kommentaren, Shares etc. Durch diese Interaktionen gewinnt der Post an Popularität und Aufmerksamkeit, ganz egal, ob er mehr Daumen nach oben als nach unten hat – oder nicht. Davon besonders profitiert hat im Juli SPÖ-Spitzenkandidatin Pamela Rendi-Wagner. Mit etwa 75 000 Interaktionen lag sie auf Platz 1.
Meinungsbildung
Die Möglichkeit, sich ohne den Filter von journalistischen Medien positionieren zu können, wird von vielen Politiker_innen gerne genutzt. Vor allem jene, die den Medien Voreingenommenheit oder mangelnde Objektivität vorwerfen, propagieren über Facebook & Co. das Image von sich, das sie sich wünschen.
Dirty Campaining
Aber in den sozialen Medien kann man natürlich nicht nur sich selbst ins beste Licht rücken, sondern auch den politischen Gegner „anpatzen“, also Dirty Campaining betreiben. Kurz gesagt: Hier bedient man sich einer anderen Plattform für Fake News, welche vor allem bei der Europawahl 2019 eine große Rolle gespielt haben. Dafür werden Äußerungen oder Posts der Gegenseite herangezogen und schlecht gemacht. Teils tun das nicht einmal Poliltiker_innen selbst, das können auch glühende Anhänger sein. Mitunter werden dabei auch gezielt Falschinformationen verbreitet.
Und was bringt’s?
Allerdings scheint all die Mühe, größere Reichweite zu generieren, nicht allzu sehr zu fruchten. Laut neuesten Umfragen verfolgen 51% der Österreicher_innen Poltiker_innen überhaupt nicht in den sozialen Netzwerken, nur 25% sind die Inhalte wichtig für ihre Wahlentscheidung.
Dennoch: Was Entscheidungsträger_innen im Internet teilen, sagt viel über sie aus und beeinflusst ihre Wählerschaft maßgeblich, denn die Posts werden schließlich immer wieder auch in traditionellen Medien diskutiert. Es ist daher umso wichtiger, dass Politiker_innen sich ihrer Verantwortung bewusst sind und ihre Worte weise wählen.