Unabhängiger Journalismus ist in Gefahr. Das lässt sich an der Rangliste der Pressefreiheit ablesen, die Reporter ohne Grenzen (ROG) am 3. Mai 2023, dem Internationalen Tag der Pressefreiheit, veröffentlicht hat. Wie in den vergangenen Jahren (siehe 2022) gibt CLIP Mediaservice einen Überblick der aktuellen Entwicklungen.
Situation verschlechtert sich weltweit
Der Negativtrend der letzten Jahre setzt sich 2023 fort. Die Arbeitsbedingungen für Medienschaffende sind in rund 70 Prozent der Länder weltweit problematisch.
Die zahlreichen physischen Angriffe auf Reporterinnen und Reporter in Deutschland schlagen sich im Ranking nieder: Das Nachbarland rutscht um fünf Plätze ab, mit 103 physischen Angriffen dokumentiert ROG den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen.
Im Kampf gegen Desinformation
Auch der Krieg in der Ukraine und die Unterdrückung unabhängiger Berichterstattung in Russland hat sich ausgewirkt. Das Land rutschte im vergangenen Jahr weiter ab und steht nun auf Platz 164 von 180 der Rangliste der Pressefreiheit. ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske appelliert an die Regierungen der einzelnen Länder: „Demokratische Regierungen müssen Medien in ihren eigenen Ländern unterstützen, den Druck auf autoritäre Regime erhöhen und auch Exilmedien stärken. Desinformation darf nicht die Oberhand behalten.“
Die Top 5 und die 5 letztplatzierten Länder in der Rangliste der Pressefreiheit 2023
Platz 1:Norwegen (0) | Platz 176: Turkmenistan (+1) |
Platz 2:Irland (+4) | Platz 177: Iran (+1) |
Platz 3:Dänemark (-1) | Platz 178: Vietnam (-4) |
Platz 4:Schweden (-1) | Platz 179: China (-4) |
Platz 5:Finnland (0) | Platz 180: Nordkorea (0) |
Aufsteiger und Absteiger
Erstmals seit langem folgt auf dem zweiten Platz mit Irland ein Land außerhalb Skandinaviens. Irland hat im letzten Jahr Verbesserungen durchsetzen können: Die Vielfalt auf dem Medienmarkt hat zugenommen und ein neues Gesetz schützt Medienschaffende vor missbräuchlichen Klagen. Dadurch klettert Irland auf den zweiten Platz. Die letzten Plätze belegen in diesem Jahr ausschließlich Regime in Asien. Weiter verschlechtert hat sich die Lage in China, das nun auf den vorletzten Platz abgerutscht ist. Drei Länder gesellen sich in diesem Jahr neu zu den traurigen Schlusslichtern in der Kategorie “sehr ernst”: Tadschikistan, Indien und die Türkei.
Die vollständige Rangliste der Pressefreiheit 2023 finden Sie unter Reporter ohne Grenzen.
Nächste Woche werden wir über die Situation der Pressefreiheit in Österreich berichten.