Der österreichische Presserat hat Mitte März die Fallzahlen für das Jahr 2020 freigegeben und stellte gleichzeitig einen Rekord an eingereichten Beschwerden fest. Sehen wir uns die Zahlen im nachfolgenden Beitrag genauer an.
Fallstatistik 2020
Das Selbstkontrollorgan der Medienbranche veröffentlicht jährlich im Frühjahr die Fallzahlen des Vorjahres – dieses Jahr mehr als je zuvor. Von tausenden eingegangenen Beschwerden, beschäftigte man sich mit insgesamt 418 Fällen und stellte in 36 Fällen Ethikverstöße für die österreichische Presse fest. (Zum Vergleich: 2019 gab es 297 Fälle mit 37 Verstößen und 2018 gab es 302 Fälle mit 36 Verstößen)
Alle Zahlen finden Sie hier in der Fallstatistik 2020.
Negativrekord Mediengruppe Österreich
Der österreichische Presserat teilte mit, dass die meisten Ethikverstöße auf Wolfgang Fellners Mediengruppe Österreich (sowie Oe24 und das Onlineportal oe24.at) zurückzuführen sei. Man stellte insgesamt 17 Verstöße gegen die Medienethik fest.
Platz zwei belegen die Kronen Zeitung (sowie krone.at) mit insgesamt elf Verstößen und die Gratiszeitung Heute mit drei Verstößen. Gefolgt von den Bezirksblätter und der FPÖ-nahen Wochenzeitung Wochenblick mit jeweils zwei Verstößen.
COVID-19 und Terroranschlag in Wien
Die Fallstatistik 2020 stellt einen neuen Rekordwert auf – dies lag unter anderem an den zahlreichen Berichten über COVID-19 und dem Terroranschlag in Wien.
Wie wir schon im November 2020 im Beitrag „Kritik zu Berichterstattung über Terroranschlag in Wien“ berichteten, schlug die Medienwelt dazu große Wellen. Mehr als 1.500 Beschwerden zum Terroranschlag in Wien gingen daraufhin beim Presserat ein.
Zu dieser Zeit zeigten die Online Kanäle von Oe24 und der Kronen Zeitung ein Video von der Erschießung eines Opfers. Beide Medien wurden vom Presserat für diese Veröffentlichung gerügt und Andrea Komar vom Presserat äußerte sich über das veröffentlichte Terrorvideo mit „Reine Befriedigung von Voyeurismus.“
Die meisten Ethikverstöße betrafen Persönlichkeitsverletzungen, wie unter anderem die Veröffentlichung eines Bildes von einem siebenjährigen Mordopfer bei einem Bericht über einen Strafprozess (OE24) oder die Nennung von Details über einen Kindesmissbrauch (Bezirksblätter NÖ).
Auszug aus der Fallstatistik 2020
Nachfolgend ein Auszug aus der aktuellen Fallstatistik – für die einzelnen Medien sind die Fälle und daneben die jeweiligen medienethischen Verstöße gelistet:
Medium | Fälle | Verstöße |
Österreich und OE24
|
57 | 17 |
Kronen Zeitung
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62 | 11 |
Heute
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28 | 3 |
Wochenblick
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3 | 2 |
Bezirksblätter
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15 | 2 |
Die ganze Woche
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1 | 1 |
Kitzbüheler Anzeiger
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2 | 1 |
Kurier
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27 | 1 |
Der Standard
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52 | 0 |
Kleine Zeitung
|
17 | 0 |
Die Presse
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12 | 0 |
Vorarlberger Nachrichten
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10 | 0 |
Salzburger Nachrichten
|
6 | 0 |
Fazit
Das letzte Jahr war ein sehr turbulentes Jahr, denn auch beim deutschen Presserat verzeichnete man 2020 so viele Beschwerden wie noch nie. Insgesamt gingen 4.085 Beschwerden beim Selbstkontrollorgan der Presse ein. Fast doppelt so viele wie im Jahr 2019.
Wir sind schon gespannt, wie sich die Zahlen im kommenden Jahr verändern und halten Sie natürlich gerne auf dem Laufenden.