In Österreich gibt es knapp mehr Frauen (50,8 Prozent) als Männer und trotzdem werden sie bei weitem von männlichen Stimmen in der politischen Berichterstattung überschattet.
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat hierzu eine Studie erstellt und die österreichischen Medien genauer analysiert. Sehen wir uns die Ergebnisse und Schlüsse im nachfolgenden Beitrag im Detail an.
Genderidentität spielt eine Rolle
In Österreich sind Frauen mit nur 25% viel seltener in politischen Beiträgen vertreten. Welche Faktoren lösen dieses Ungleichgewicht aus? Die Studie schlussfolgert es läge einerseits an der männerdominierten Politik, aber auch am Journalismus selbst.
Die Ergebnisse der Studie zeigen auf, dass die eigene Genderidentität der Journalisten eine Rolle spielt. Journalisten würden nur halb so oft von einer Frau berichten wie Journalistinnen.
Die eigene Identität ist laut den Forschungsergebnissen der stärkste Faktor für eine Berichterstattung, die Frauen inkludiert. Journalisten berichten laut den Forschungsergebnissen in nur 24 Prozent der Berichterstattung über Frauen als zentrale Akteurinnen. Journalistinnen berichten hingegen zu 38 Prozent über Frauen, dieses Ergebnis ist aber auch nicht ausgewogen. Aber auch in anderen Ländern hat sich bereits gezeigt, dass die eigene Genderidentität Einfluss auf Journalisten hat.
Fehlende Akteurinnen in politischen Beiträgen
Innerhalb der Studie wurden mehr als 3500 politische Beiträge der reichweitenstärksten österreichischen Medien untersucht (unter anderem von der Standard, Die Presse, Kronen Zeitung, die Kleine Zeitung, mehrere ZiB-Formate und Ö3-Journale).
In 68 Prozent legten männliche Journalisten männliche Sichtweisen dar, Frauen waren also in nur einem Drittel der analysierten politischen Beiträge vertreten.
In einem weiteren Schritt hat man 24 Journalistinnen und Journalisten zu ihren Arbeitsprozessen interviewt. Laut diesen Ergebnissen war der Standpunkt von Frauen nur in einem Viertel der politischen Beiträge vertreten.
Da im Bereich Journalismus annährend gleich viele Männer wie Frauen tätig sind, liege laut den Studienautoren die Lösung nicht gleich darin, den Frauenanteil zu erhöhen.
Vielmehr müsse man sich die Geschlechterkomposition der Redaktionen anschauen und weiterforschen.
Fazit
Die Studienautoren sehen Handlungsbedarf. So könnte man beispielsweise weitere Maßnahmen mit einer Expertinnendatenbank setzten, damit die weibliche Perspektive schnell, einfach und im journalistischen Alltag auch unter Zeitdruck eingesetzt werden kann.
Eine männliche Dominanz in politischen Funktionen ist eine Tatsache. Man kann allerdings dem Mangel an Frauen in der politischen Berichterstattung auch an die journalistischen Praktiken zurückführen.
Wir werden Sie selbstverständlich weiterhin über die Entwicklung von Frauen in Medienberichten auf dem Laufendem halten.
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