Sie tummeln sich in der Anonymität des Internets. Man findet sie in Leserforen von Nachrichtenseiten, im Kommentarbereich von Webseiten oder ganz allgemein in sozialen Netzwerken: Internet-Trolle.
Trolle werfen Köder aus
Doch haben diese Internet-Trolle, wie oft vermutet, nichts mit den Fabelwesen der nordischen Mythologie gemein, sondern bekamen ihren Namen aus dem Angelsport. Schleppfischer fangen ihre Beute, indem sie einen Köder solange hinter einem fahrenden Boot herziehen (das sogenannte „trolling“), bis ein Fisch anbeißt. Internet-Trolle nennt man also so, weil sie Köder auswerfen und dann warten, bis jemand reagiert.
Was aber veranlasst die Trolle zu stören, zu stänkern und zu beleidigen?
Bereits mehrere Studien haben versucht herauszufinden, warum manche Menschen in sozialen Netzwerken und Online-Foren zu Trollen werden.
Skepsis gegenüber Medien
Vor kurzem veröffentlichte die Österreichische Akademie der Wissenschaften eine Studie, in der KommunikationsforscherInnen, unter der Leitung von Tobias Eberwein vom Institut für vergleichende Medien- und Kommunikationsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), die Frage nach den Beweggründen stellten. Die Forscherinnen und Forscher haben im Zuge einer qualitativen Studie Interviews mit Personen im Alter von 36 bis 70 Jahren geführt. Die ausgewählten Personen veröffentlichten regelmäßig destruktive Kommentare aus Nachrichtenwebseiten.
Laut dieser Studie sind Personen, die einfach nur andere stören oder belästigen wollen, die Ausnahme. Viel mehr gibt es unter den Trollen eine generelle „skeptische Grundhaltung dem Journalismus gegenüber“, bis hin zu einer „tiefen Unzufriedenheit mit der Medienlandschaft“. Deshalb wollen sie mit ihren Kommentaren unter anderem die Wahrheit aufdecken, die Meinungsvielfalt in den Medien vergrößern oder sich einfach nur Gehör zu einem Thema verschaffen. Die Studie nennt noch zwei weitere Motivgruppen: die Aggressionsbewältigung und den Spaß am Provozieren.
Alltagssadisten
Ein pessimistischeres Bild zeichnet eine Studie, die bereits 2014 erschienen ist. Die kanadische Psychologin Erin Buckels befragte gemeinsam mit ihrem Team zunächst 418 Personen, die regelmäßig Kommentare auf einer Webseite hinterließen. 5,6 Prozent dieser Personen wurden als Trolle eingestuft und weiteren Persönlichkeitstest unterzogen. Die Persönlichkeit der Trolle definierte sich vor allem durch sadistische Züge, die Spaß daran haben, andere Leute zu beleidigen und zu verletzen. Erin Buckels nennt dieses Phänomen Alltagssadismus.
Don’t feed the troll!
Die beste Gegenmaßnahme gegen die Internet-Trolle ist, sie nicht zu füttern. Wenn man auf die Provokationen und Beleidigungen nicht reagiert beziehungsweise rational reagiert, nimmt man den Trollen den Spaß am Stänkern und sie ziehen weiter.
Hier auch ein weitere Beitrag zu diesem Thema: DACHS – ein EU-Projekt gegen Hasspostings.