Mit der Fallstatistik 2022 blickt der Presserat auf ein beschäftigtes Jahr 2022 zurück. Die Fallzahl ist mit 435 im Vergleich zum Vorjahr (647 Fälle) gesunken, doch bleibt hoch. Wir haben auch 2021 über die Statistik berichtet.
Weiterhin positive Ergebnisse
Auch dieses Jahr wird insgesamt eine positive Bilanz gezogen. Die Erhebungen der Fallstatistik 2022 geben nicht nur die Auskunft über die Ethikverstöße österreichischer Medien. Sie zeigen auch, dass sich der Presserat etabliert hat und nachhaltig Qualitäts-Journalismus fördert.
So zeigen sich 2022 folgende Fallzahlen/Verstöße: Der Standard 73/0, Kronen Zeitung 62/6, Heute 58/2, Österreich, OE24“ 32/4, Kurier 29/0, Kleine Zeitung 17/0, Bezirksblätter 12/2, Wochenblick 11/3, Die Presse 11/0, Vorarlberger Nachrichten und NVT 9/1, OÖ Nachrichten 7/1, Tiroler Tageszeitung 5/1, Wiener Zeitung 2/1.
In 2 Fällen wurde der Presserat eigenständig aktiv. Einer von diesen wurde als Verstoß verzeichnet.
Daraus ergeben sich 31 medienethische Verstöße. Bei dem Großteil handelt es sich um Persönlichkeitsverletzungen. Bei anderen geht es um das Verfehlen einer zurückhaltenden, respektvollen Berichterstattung über Suizid. Auch kommen Verstöße gegen das Diskriminierungsverbot, sowie Verfehlung einer gewissenhaften und korrekten Recherche und Wiedergabe von Informationen hinzu.
Gewalt gegen Frauen als Herausforderung für Medienlandschaft
Nach dem Rekordjahr 2021 der Fallzahlen durch die Covid-19- Berichterstattung zeigt sich bei der Fallstatistik 2022 ein klarer Trend der Verstöße im Bereich Berichte über Gewalt gegen Frauen.
So zum Beispiel die Illustration eines Artikels zu den Themen „Femizid“ und „Gewalt an Frauen“ mit sexistischer Fotostrecke (wiener-online.at). Mehrere Leser*innen wandten sich kritisch an der Presserat. Dieser wurde aktiv. Die gewählte Sprache des Autors würde der Sensibilität, die das Thema benötigt, nicht nachkommen. Der Artikel selbst ist an Stellen verharmlosend. Eine andere unsensible Berichterstattung fand sich auf wochenblick.at. Der Presserat wertete das Verbreiten eines Videos, auf welchem eine Vergewaltigung aufgezeichnet wurde, entschieden als schwerwiegenden Ethikverstoß.
Ausblick
Laut der Fallstatistik 2022, dass der Presserat seinem Ziel, sich für einen verantwortungsvollen Qualitäts-Journalismus einzusetzen, scheint Früchte zu tragen. Die Abnahme an Fallzahlen ist in Krise und Zeiten der Unsicherheit als bemerkenswert zu verzeichnen. Wie sich der gegebene Input auf die Fallstatistik 2023 auswirken, wird sich zeigen. CLIP Mediaservice bleibt gespannt!