Ein neues Jahr ist angebrochen und es gibt eine Menge, auf das man zurückblicken kann. Wir von CLIP Mediaservice richten den Blick aber nach vorne und möchten uns im nachfolgenden Beitrag damit beschäftigen, was sich Österreichs Medienwelt im Jahr 2021 erwartet.
Die Etat-Prognose 2021
Der Medien-Branchendienst derStandard.at/Etat, dessen Redakteure über das Wichtigste aus Medien, TV und Werbung berichten, hat einen Online-Fragebogen für Branchenkundige (ManagerInnen aus der Medien- und Kommunikationsbranche, JournalistInnen, MediensprecherInnen, etc.) erstellt und um eine Prognose für das Jahr 2021 gebeten. Wir nehmen dies sogleich als Anlass, um einen Blick in die Medien-Zukunft 2021 zu werfen.
Die Auswertungen des Online-Fragebogens erscheinen täglich auf derStandard.at/Etat. Hier die interessantesten Prognosen und deren AutorInnen:
Was kommt 2021 auf die Medienbranche zu?
- Joachim Feher (Geschäftsführer des Privatradiovermarkters RMS): „2021 wird aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen noch härter als 2020, die Werbespendings geraten noch mehr unter Druck und der Kampf um jeden Werbeeuro wird noch härter“
- Daniela Kraus (Presseclub Concordia-Geschäftsführerin): „Angriffe auf JournalistInnen und Medien durch Spinner und rechte Agitatoren steigen weiter und werden sichtbarer.“
- Rubina Möhring (Präsidentin von Reporter ohne Grenzen): „Noch stärkere Bemühungen seitens der Politik, die Medien in der Berichterstattung zu beeinflussen. Dies durch Einschüchterung, Diffamierung, Korruptionsversuche durch vermehrte Inserate.“
Was sollte 2021 (aus Ihrer Sicht auf die Medienbranche) geschehen?
- Thomas Prantner (Vizedirektor in der ORF-Technikdirektion): „Verstärkte Zusammenarbeit der österreichischen Medienhäuser (ORF, Privatsender, Printbranche), um der Übermacht der internationalen Digitalplayer gemeinsam erfolgreich zu begegnen. Ich hoffe sehr, dass das Gemeinsame vor das Trennende gestellt wird.“
- Wolfgang Rosam (PR-Experte und Falstaff-Herausgeber): „Eine durchdachte, faire Medienförderung ist für den Erhalt einer demokratiepolitischen Meinungsvielfalt unerlässlich! Das darf nicht mehr ad hoc und nach freiem Gutdünken passieren. Die Regierung ist hier gefordert, das auf eine andere, langfristig absichernde Basis zu stellen.“
- Angelika Simma-Wallinger (Hochschullehrerin für Intermedia in Vorarlberg): „Maßnahmen gegen Fake-News und Hatespeech müssen fortgesetzt beziehungsweise neue entwickelt werden. 2020 hat hier viele Ansätze und Initiativen gebracht, und diesen Trend gilt es wach zu halten.“
Wie werden sich Covid-19, die Pandemie und die Maßnahmen dagegen auf die Medienbranche auswirken – 2021 und, wenn Sie das erwarten, auch in den Jahren danach?
- Markus Breitenecker (ProSiebenSat1Puls4-Chef): „Für die Reichweiten und das Zuschauerinteresse erwarten wir auch im Jahr 2021 Rekordwerte bei der TV- und Video-Nutzung. Was die wirtschaftliche Situation betrifft, gehen wir davon aus, dass wir die negativen Auswirkungen von Corona auch 2021 spüren werden und das Niveau von 2019 noch nicht erreicht werden wird. Wir hoffen, dass sich die Lage für die Jahre nach 2021 dann wieder deutlich verbessert.“
- Joachim Krügel (leitet die Mediaagentur Media 1): „Auch österreichische Medien werden noch stärker von den Ergebnissen der großen Suchmaschine Google abhängig werden. Das ist eine der Folgen, wenn betont wird, dass die Pandemie die Digitalisierung noch weiter vorantreibt. Für österreichische Medien eine ganz schlechte Entwicklung. So wird Google irgendwann zum Gatekeeper von Nachrichten und Wissen.“
- Richard Schmitt (ab 2021 Chefredakteur eines neuen Digitalmediums): „Die Pandemie wird den Trend zu digitalen Medien beschleunigen, die Gratiszeitungen in Papierform verlieren massiv an Bedeutung (weniger Menschen in den Öffis, digitale News schneller als altes Papier). Generell wird das schwer beschädigte Geschäftsmodell mit Papier nur mit immensen Förderungen weiterhin zu betreiben sein. Die Einstellung von Titeln am Magazinmarkt ist ebenfalls zu erwarten.“
Fazit
Die Medienbranche rüstet sich für den neuen Wettbewerb, denn die Umsätze sind 2020 so eingebrochen, dass das Niveau aus dem Jahr 2019 laut Markus Breitenecker von ProSiebenSat1Puls4 dieses Jahr noch nicht einzuholen sein wird.
Das Modell der Sonder-Medienförderung in der Corona-Krise könnte wieder zum Einsatz kommen. Immerhin wurden im April vergangenen Jahres ganze 32 Millionen Euro Förderung für die Medienbranche veranschlagt.
Vor allem Printmedien kommen 2021 nicht gut weg. Richard Schmitt, ab 2021 Chefredakteur eines neuen Digitalmediums, rechnet damit, dass das neue Jahr den digitalen Trend nur noch mehr beschleunigen wird. Wie wir schon in unserem Beitrag „Digitaljournalismus und seine Erfolge“ berichtet haben, übte die Digitalisierung bereits vor der Krise enormen Druck auf die Printmedien aus. Daher bereiten die Medien für ihre Nutzer ein immer größeres digitales Angebot vor. Immerhin gibt es einen Lichtblick: die Bereitschaft für Journalismus und digitalen Content Geld auszugeben ist weltweit in den letzten Jahren gestiegen.
Österreichs Medien-Zukunft steht noch vor einer weiteren Herausforderung: Die Bekämpfung von Desinformation und Fake News. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellte im Zuge der Pandemie fest, dass es eine Flut an Falschmeldungen über die Maßnahmen der Behörden sowie den Ursprung des Coronavirus gab. Die WHO bezeichnete diese Flut als „Informations-Pandemie“. Die EU-Kommission hat zur Bekämpfung von Desinformation über die Corona-Krise eine Faktencheck Webseite eingerichtet. Dort kann man sich über verlässliche Quellen informieren und findet mitunter Kategorien wie „Fallen Sie nicht auf Bots herein!“ oder „So erkennt man Verschwörungstheorien“.