Die Medienbranche spürt seit Jahren die Auswirkungen der Digitalisierung und deren Umwandlungsprozesse. Diese Auswirkungen sind sehr vielfältig – die digitale Transformation setzt Printmedien unter großen Druck. Sie eröffnet neue Digitaltechniken und ein neues Online-Angebot für deren Nutzer.
Doch die Verlage wissen, dass hochwertiger Journalismus Geld kostet und kostenfreie Online-Medien, die sich ausschließlich über Werbeeinnahmen finanzieren, gehören bereits der Vergangenheit an. Ein bestimmtes Produkt, welches sich mittlerweile in der Medienbranche herauskristallisiert hat, ist die sogenannte Paywall.
Paywall verdrängt die Gratiskultur
Der Begriff „Paywall“ bedeutet aus dem Englischen übersetzt „Bezahlmauer“ und wird im Deutschen auch Bezahlschranke genannt. Diese Bezahlschranke ist ein Mechanismus, der Onlinenutzer daran hindert auf bestimmte Inhalte einer Website zuzugreifen, bis sie eine Gebühr zahlen oder ein Abonnement abschließen.
Besonders Zeitungen und Zeitschriften machen seit Jahren immer häufiger Gebrauch von Paywalls auf deren Webseiten. Als Grund wird von den Verlagshäusern die Kompensation von fehlenden Anzeigenerlösen durch das World Wide Web genannt. Ursprünglich verkauften die Redaktionen Anzeigenflächen, um die journalistischen Tätigkeiten zu finanzieren. Doch die Fülle an Werbeträgern im Internet führte dazu, dass Anzeigen in Online-Medien zunehmend günstiger wurden. Seitdem entwickeln die Verlage verschiedene Bezahlmodelle für ihre Online-Medien.
Geschichtlich betrachtet war es die internationale Tageszeitung Wall Street Journal, welche als erste Zeitung im Jahr 1997 eine Paywall einführte. Über die Jahre bis heute sind viele Zeitungen dem Beispiel gefolgt und haben ebenso Bezahlschranken eingeführt.
So war es auch die amerikanische Tageszeitung The New York Times, welche am 24. November 2010 ankündigte, online erstmals Geld zu verlangen.
Wie die österreichische Tageszeitung Salzburger Nachrichten vergangene Woche berichtete, schaffte es die New York Times zehn Jahre nach dem Start ihres Online- Abonnements, mehr Umsatz mit ihren Inhalten hinter der Paywall, als mit den gedruckten Inhalten zu erwirtschaften.
Aktuell zählt die New York Times 6,9 Millionen Abonnements und davon mehr als sechs Millionen im Digitalbereich. Es seien vor allem die Zusatzdienste, die das Wachstum im Digitalbereich stärken, da das digitale Angebot abseits der Nachrichten immer wichtiger wird.
Meredith Kopit Levien, Geschäftsführerin der New York Times, betonte im November „Unsere App bot sowohl die beste Echtzeitansicht der US-Wahlen als auch des Virus – und ebenso eine Anleitung, wie Sie sich am besten von beiden ablenken können“.
Höhere Akzeptanz für Paid-Content
Weltweit steigt die Bereitschaft, für Journalismus und digitalen Content Geld auszugeben. Laut einer Studie der Hochschule Fresenius und des Hamburger DCI Institute aus Deutschland, sorgen vor allem die beliebtesten Paid-Content Anbieter auf dem Markt – wie Netflix oder Spotify – allgemein für eine höhere Akzeptanz des Paid-Contents.
Generell kann man eine Trendwende erkennen, ob Streaming- oder News-Angebote, die Gesellschaft nimmt die Gratiskultur nicht mehr als selbstverständlich wahr. Wie sich dieser Trend weiterhin entwickeln wird, werden wir von CLIP auf jeden Fall mit Spannung verfolgen und hier berichten.
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