Das Stimulus-Opinionleader-Response-Modell (kurz S-O-R-Modell) ist eine Erweiterung veralteter Medienwirkungskonzepte. Es entstand in den 40er Jahren und ist auch bekannt als Two Step Flow of Communication. Das Modell war das Ergebnis einer Studie im Zuge des US-Präsidentschaftswahlkampfes 1940, durchgeführt u.a. vom österreichischen Psychologen Paul Lazarsfeld.
Was besagt das S-O-R-Modell?
Vor dem S-O-R-Modell war man von einer direkten Wirkung der Medien auf das Publikum ausgegangen. Man war der Meinung, Medien würden die Menschen direkt und alle in gleicher Weise beeinflussen, ohne dass sie sich dagegen wehren könnten. Einzig die Medien haben laut dieser veralteten Ansicht Einfluss darauf, was die Menschen denken.
Das S-O-R-Modell behauptet das Gegenteil. Laut diesem Modell beeinflussen Medien das Publikum nicht direkt, sondern über sogenannte MeinungsführerInnen (engl. Opinion Leaders). Diese MeinungsführerInnen sind sehr gesellig, genießen innerhalb ihrer Gruppe eine Art ExpertInnenstatus und haben einen sehr hohen Medienkonsum. Zudem haben sie großes Interesse an ihrem jeweiligen Gebiet.
MeinungsführerInnen sind in der Kommunikation zwischen Medien und Publikum quasi zwischengeschaltet. Sie ordnen die Berichterstattung für das Publikum und beeinflussen so die Meinung und die Themenagenda des Publikums. MeinungsführerInnen selbst werden direkt von Massenmedien beeinflusst. Allerdings können sie durch ihr großes Wissen zu ihren Fachgebieten mit diesem Einfluss besser umgehen und sind ihm nicht schutzlos ausgeliefert.
Kritik am S-O-R-Modell
Das S-O-R-Modell gilt heute als überholt. Seit seinem Aufkommen gab es einige Weiterentwicklungen, zum Beispiel den Two Cycle Flow of Communication, den Multi Step Flow of Communication und schließlich das Opinion Sharing. Diesen Modellen werden wir uns in einem weiteren Beitrag widmen.
Fazit
Wie alle Modelle zur Medienwirksamkeitsforschung ist auch das S-O-R-Modell fehlerhaft. Das liegt nicht nur daran, dass das Modell schon fast 80 Jahre alt ist. Wir wissen heute immer noch nicht, wie Medien tatsächlich wirken, denn es gibt viele verschiedene Randbedingungen, die dieses Wirkverhältnis beeinflussen können. Jeder Mensch ist anders und lebt unter anderen Bedingungen, mit anderen Erfahrungen, Erinnerungen und Einstellungen. Zu einer allgemeinen Theorie zu gelangen, die auf die meisten Menschen zutrifft, ist damit eine große Herausforderung und bisher nicht zufriedenstellend gelungen. Dennoch sind Modelle wie das S-O-R-Modell oder das Agenda Setting sinnvolle Hilfestellungen, um grundlegende Mechanismen darzustellen und aufzuzeigen, woran noch geforscht werden sollte.
Zum S-O-R-Modell gibt es auf YouTube auch ein praktisches Erklärvideo.