Wir bei CLIP Mediaservice beobachten täglich diverse Nachrichtensendungen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Wie dieses von Österreich wahrgenommen und bewertet wird, ist aktuell auch Thema in den Medien.
In unserem Blog-Beitrag zum Thema wie viel Vertrauen Europäer in ihre Medien haben wurde das Fernsehen nur vom Radio als zuverlässigstes Medium überholt. Zwei aktuelle Studien beschäftigen sich nun mit den Meinungen über das öffentlich-rechtliche Fernsehen: Ein Forschungsteam des Instituts für Journalismus & Medienmanagement der Fachhochschule Wien der WKW im Rahmen des Projekts „Public Value goes international“ und eine jährliche Umfrage von TV-MEDIA gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Mind Take Research. Die Ergebnisse möchten wir in diesem Blog-Beitrag zusammenfassen.
Widerwillige Nutzung und gute Bewertung des Programms
Nach der Meinung zum öffentlich-rechtlichen Angebot befragt, ist das Forschungsteam der FH Wien zuallererst auf eine schnelle, reflexartige Ablehnung des Programms und den damit einhergehenden Gebühren gestoßen. Allerdings zeigte sich genauer nachgefragt dann doch, dass das Angebot des ORF sehr stark in die tägliche Mediennutzung eingebunden ist. Vor allem zur Informationsgewinnung werden öffentlich-rechtliche Programme konsumiert. Wenn es um Entspannung geht, sind sie allerdings nicht die erste Wahl.
In der TV MEDIA Studie wurde der ORF nur vom Privatsender Servus TV geschlagen, welcher die meisten „Sehr gut“-Benotungen für sein Programm erhielt.
Kritik an mangelnder Unabhängigkeit und trotzdem hohes Vertrauen
Das Forschungsteam der FH Wien förderte einen weiteren Widerspruch zu Tage: Einerseits gibt es deutliche Kritik am ORF wegen politischer Einflussnahme, andererseits wird dem ORF gleichzeitig eine hohe Vertrauenswürdigkeit und Verlässlichkeit zugeschrieben. Vor allem den Nachrichtensendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wird vertraut, deutlich mehr als solchen im Privatfernsehen.
Ähnliche Zweifel an der Unabhängigkeit haben die Befragten in der TV MEDIA Studie: Nur 4 Prozent waren der Ansicht, dass der ORF völlig frei von Politik und Interessensgruppen sei, bei Servus TV hingegen glaubten das mit 19 Prozent die meisten Leute. Vor allem die SPÖ solle der öffentlich-rechtliche Sender bevorzugen, benachteiligen würde er allem die FPÖ.
Was die Österreicher bereit wären zu zahlen
Die ORF-Gebühren liegen österreichweit je nach Bundesland im Monat zwischen knapp 20 und 25 Euro. Die Befragten der Studie der FH Wien waren sich wenig überraschend einig, dass das zu viel ist. Allerdings ist es nicht so, dass es keine Bereitschaft einen kleineren Betrag zu bezahlen gäbe. Die Österreicher wären im Schnitt bereit, etwas über 9 Euro an ORF-Gebühren zu verrichten. Die Studienautoren sehen einen möglichen Zusammenhang mit Anbietern wie Netflix oder Amazon Prime, die für ähnliche Beträge zu haben seien.
Auch in der TV MEDIA Studie waren sich 92 Prozent der 500 befragten Österreicher einig, dass die geplante Gebührenerhöhung im Mai 2017 ungerechtfertigt sei.
Ausblick auf 2017: Fernsehen versus Streaming
In der TV-MEDIA Studie wurde auch gefragt, ob 2017 die Absicht bestünde, TV-Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon Prime und Co. zu nutzen. Das Ergebnis spaltet das Land: 47 Prozent haben das vor oder tun dies bereits. 42 Prozent vereinen. 11 Prozent haben zu dem Thema keine Meinung, nur halb so viel wie bei der gleichen Befragung im Vorjahr. Wie wir bereits im Beitrag zum Medienwandel im Fernsehen berichtet haben, wird sich dieser Trend bis 2020 wahrscheinlich zu Gunsten von Streamingdiensten entwickeln.