Auch in diesem Wahlkampf ist es bereits vorgekommen, dass Journalisten in die Politik wechselten: Sibylle Hamann und Ex-Kurier-Herausgeber Helmut Brandstätter. Damit sind sie keine Pioniere, schon viele vor ihnen sind diesen Weg gegangen. Wir von CLIP haben uns angesehen, wie es politischen Quereinsteiger_innen aus dem Journalismus in der Vergangenheit ergangen ist und wer ursprünglich Politiker_innen auf die Finger geschaut hat, als er selbst noch keiner war.
Vor dem Wahlkampf ins Boot geholt
Vor allem kleine Parteien oder solche, die bei der vorigen Wahl eine Schlappe erhalten haben, scheinen eine Affinität zu Kolleg_innen aus der Medienbranche zu haben. Immerhin handelt es sich dabei meist um Gesichter, die der Öffentlichkeit bekannt sind und damit einen gewissen Vertrauensvorschuss genießen. Holt man also Journalisten in die Politik, sollen sie meist frischen Wind hineinbringen – oft erfolgreich. Bei der nächsten Wahl sah es für die betreffende Partei meistens besser aus. So zum Beispiel für die SPÖ, die Helmut Zilk vom ORF abwarb. Er konnte jahrelang die rote absolute Mehrheit in Wien behaupten. Auch die ÖVP hat von Ursula Stenzel, ebenfalls vom ORF, profitiert. Einige andere prominente Seitenwechsler sind Eugen Freund, Josef Broukal und Alfred Worm.
Eine nachhaltige Entwicklung?
Bis auf Helmut Zilk schaffte aber kaum ein Journalist eine dauerhafte politische Karriere. Die meisten hielten sich nicht länger als eine Amtsperiode im Nationalrat oder wirkten als kleine Fische in Gemeinderäten. Oder sie wechselten, wie Ursula Stenzel, die Partei.
Wieso der Karrierewechsel?
Was treibt Journalist_innen eigentlich dazu, ihre oft gut laufende Karriere gegen das unstete Politikerleben einzutauschen? Sibylle Hamann beschreibt, sie wolle endlich selbst etwas tun, anstatt immer nur zu allem eine Meinung zu haben. Das Angebot der Grünen, für die sie demnächst in den Wahlkampf ziehen wird, sei da zur richtigen Zeit gekommen.
Fazit
Journalist_innen sind nicht automatisch gute Poltiker_innen, doch man sollte ihnen genauso wie allen anderen Quereinsteiger_innen eine faire Chance geben. Es bleibt zu hoffen, dass sie aus ihrer Zeit als Beobachter_innen der Politik vieles in die Politik mitnehmen und stets für offene Kommunikation mit den Medien – und konsequenterweise mit der Bevölkerung – bereit sind.