Das Medienhaus Wien hat wieder die Buchungen der Regierungsinserate untersucht. Der Studienautor Andy Kaltenbrunner stellte die aktuellen Ergebnisse Anfang Juli im Presseclub Concordia vor. Die Ergebnisse der Analyse, welche die Inseratenpraxis der österreichischen Bundesregierung ab 2021 analysiert, werden wir uns im nachfolgenden Beitrag genauer ansehen.
Regierung schaltete zwei Drittel der Inserate im Boulevard
Die Studie geht grundsätzlich Fragen wie „Wie viel Budget wurde von Kanzleramt und Ministerien in welchen Zeitungen und deren Online-Kanälen aufgewendet?“ auf den Grund. Insgesamt gaben Bundeskanzleramt und Ministerien im vergangenen Jahr 28,18 Millionen Euro für Medienkooperationen aus. 2020 lagen die Kosten bei 33,5 Millionen Euro und 2019 sogar unter der Hälfte bei 13,4 Millionen.
Gleich zu Beginn der Studie kommt man zum Schluss: Regierungsinserate wurden zu zwei Drittel im Boulevard geschaltet. Für Inserate in Print- und Onlineausgaben der Tageszeitungen gingen davon 59 Prozent an die drei Boulevardmedien Kronenzeitung (7,11 Millionen Euro), Österreich/Oe24 (4,74 Millionen Euro) und Heute (4,67 Millionen Euro). Die sieben Bundesländerzeitungen bekamen 23 Prozent, der Standard und die Presse erhielten elf Prozent, der Kurier erhielt sieben Prozent.
Der Leserkontakt kostete laut Analyse durchschnittlich 4,12 Euro. Das Medium Österreich/oe24 erhielt den doppelten Betrag von 8,30 Euro, gefolgt von Heute mit 5,93 Euro. Bei dem Standard (2,20 Euro) und den Oberösterreichischen Nachrichten (2,37 Euro) wurde am wenigsten eingesetzt.
Inseratenausgaben der Ministerien
Die ÖVP-geführten Ministerien gaben 2021 mehr als zehnmal so viel aus wie die Grünen-geführten Ministerien aus. Das ÖVP-geführte Innenministerium und das ÖVP-geführte Landwirtschaftsressort buchten 90 Prozent der Inseratenausgaben bei den drei Boulevardmedien ein, an der Spitze stand die Zeitung Österreich/oe24.
Das Umweltministerium der Grünen wiederum legte den Fokus auf die Medien Standard und Presse.
Kritik
Der Studienautor Andy Kaltenbrunner fordere in seinem Fazit die Regierung auf, Kommunikationsberichte zu erstellen und die Kriterien für Inseratenschaltungen transparent zu machen. „Sie fördert falsche Dinge, ist rückwärtsgewandt, steht unter Korruptionsverdacht und erreicht die Bürgerinnen nicht so, wie sie erreicht werden sollten“, kritisiert Kaltenbrunner.
Die gesamte Studie gibt es hier nachzulesen.
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