Drei Monate nachdem die Regierung die tägliche Printausgabe der Wiener Zeitung eingestellt hat, ist nun eine Gruppe von ehemaligen WZ-Journalistinnen zusammengekommen, um „Das Feuilleton“ wiederzubeleben.
Von außen
“Zugegeben, es ist eine verrückte Idee“, eröffnet das Herausgeberteam um Christina Böck, Bernhard Baumgartner, und Matthias Greuling in Ihrem Text auf der Crowdfunding Plattform Startnext. Gemeinsam waren sie Teil der ehemaligen Wiener Zeitung-Redaktion, welche mit 1. Juli in der Printausgabe eingestellt und als Onlinemedium mit weniger Mitarbeitern fortgeführt wurde. Nun stehen Sie dafür ein, dass ”das Lesen von guten Texten auch in Zukunft kein Auslaufmodell sein wird” und planen, bei erfolgreicher Finanzierung, 10-mal im Jahr eine Zeitung mit Texten zu Kultur, Debatten, Medien und Zeitgeschehen herauszubringen.
Im Inneren
Ein Blick in die kürzlich erschienene Nullnummer des Feuilleton offenbart dabei ein Blatt, dass es sich 2023 zur Aufgabe gemacht hat, die “auf eine karge Ödnis zusammengeschrumpfte” Diskurslandschaft des Landes nicht einfach hinzunehmen. Gerade die Wiener Zeitung hatte mit ihren fünf Feuilleton-Seiten „so viel Raum wie niemand sonst für Kultur” – ein Privileg, das es laut Greuling zu erhalten gilt.
Über die 12 anmutig gestalteten Seiten der Ausgabe werden wir daher daran erinnert, warum es uns 2023 immer noch wichtig sein sollte, diese Art der journalistischen Auseinandersetzung zu zelebrieren und so wird uns von der Retrospektive der Farbe Pink, über die Politik des Kunst-Seins, bis hin zum Interview mit Meg Ryan eine schillernde Bandbreite an Auseinandersetzungen im Zeitgeist präsentiert.
Eine Frage noch
“Kommen Sie mit?“ appelliert Bernhard Baumgartner in seinem Leitartikel und es scheint zu fruchten. Bereits mehr als zwei Drittel des Mindestbetrags von 75.000 Euro, hat die am 3. Oktober gestartete Kampagne gesammelt. Für Unterstützerinnen gibt es dabei schon ab 10 Euro Goodies wie einen individuell erstellten „gescheiten Satz“ von einem der drei Das Feuilleton-Herausgeber zu sichern und ab 60 Euro aufwärts ein Jahresabo. Jeder Euro kommt dabei laut Baumgartner zur Gänze einem Ziel zugute: “Soliden Journalismus zu Kultur, Meinung, Medien und Zeitgeschehen im Land”.
Fazit
Kreativ, witzig und mit großem Esprit wollen die Gründer an die Sache herangehen, vorausgesetzt es finden sich genug LeserInnen und Leser. Unabhängig vom Ausgang der Kampagne liest sich die Liebe zur Sache, über die kompakte Erstausgabe hinweg, durch jede Zeile. Gleichermaßen ist das Engagement zum Erhalt der Medienvielfalt nicht minder beachtlich.
Sollten die Feuilletonistas, wie sich das Herausgeberteam nennt, also ihr Ziel bis zum 15. November erreichen, erwartet uns mit Sicherheit ein spannendes neues Printmedium.
Wir werden jedenfalls ein Auge darauf haben und berichten gerne für Sie.