Die ORF-Show Blick in die Sterne – Die Astro Show steht selbst seit ihrer Erstausstrahlung unter keinem guten Stern. Nach Vorwürfen von Wissenschaftler*innen wird nun auch interne Kritik laut.
Wissenschaftler*innen schlagen Alarm
Die Prämisse der Sendung ist einfach: Die Astro Show wird von der Moderatorin Sasa Schwarzjirg und der „Astro-Influencerin“ Lori Haberkorn präsentiert, die mit zwei prominenten Gästen über ihr Sternzeichen und astrologische Vorhersagen plaudern. Die einmal im Monat auf ORF2 sowie bei ORF ON ausgestrahlte Sendung rief jedoch schnell zahlreiche Kritiker*innen auf den Plan. Die Professor*innen des Instituts für Astrophysik wandten sich in einem offenen Brief an ORF Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz. Die Astrologie bediene sich keiner wissenschaftlichen Methodik: „Ihre Aussagen entbehren jeglicher Grundlage und haben nicht den geringsten Erkenntniswert.“ Ein weiterer Kritikpunkt war die Verwendung eines falschen Zitats von Albert Einstein. Das Zitat rückte Einstein in die Position eines Astrologie-Befürworters – er soll die Aussage jedoch nie getätigt haben.
Groiss-Horowitz verteidigte die Show als reine Unterhaltung ohne wissenschaftlichen Anspruch und verwies auf die zahlreichen Wissenschaftsformate des ORF.
ORF-Wissenschaftsredaktion wehrt sich
Auch innerhalb des ORF gibt es nun Unmut nach dieser Rechtfertigung. Die eigene Wissenschaftsredaktion distanziert sich klar von der Astro-Show und lehnt es ab, als Rechtfertigung für das astrologische Format zu dienen. In einem Brief wird kritisiert, dass ihre seriöse wissenschaftsjournalistische Arbeit, die mit renommierten Preisen ausgezeichnet wurde, als Deckmantel für ein Format herhalten soll, das auf pseudowissenschaftlichen Inhalten basiert. Die Redaktion unterstreicht, dass Wissenschaftsprogramme wie Universum oder ZiB Wissen nicht mit Astrologie in Verbindung gebracht werden dürfen.
Unterhaltung versus Wissenschaft
Doch warum stößt so vielen Zuseher*innen und Expert*innen eine auf Unterhaltung ausgelegte Show sauer auf, wenn doch das tägliche Horoskop in Tageszeitungen gang und gäbe ist? Der Grund hierfür liegt einerseits in der öffentlichen Finanzierung und andererseits im Bildungsauftrag des ORF. Wissenschaftsjournalismus hat im öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine zentrale Rolle, um Bildung und Aufklärung zu fördern. Der ORF hat laut Gesetz den Auftrag, Programme mit einem hohen Bildungsanspruch zu gestalten. In Zeiten zunehmender Wissenschaftsskepsis ist es umso wichtiger, dass der ORF verantwortungsvoll mit seinen Inhalten umgeht und dabei wissenschaftlich fundierte Berichterstattung bietet. Nur so kann sichergestellt werden, dass Unterhaltung nicht auf Kosten wissenschaftlicher Integrität geht.
Für weitere Informationen und Ressourcen zum Thema empfehlen wir die Webseite des Klubs der Bildungs- und WissenschaftsjournalistInnen sowie unseren Blogbeitrag zum Thema Wissenschaftsjournalismus.