Der Österreichische Presserat hat seinen aktuellen Jahresbericht samt Fallstatistik 2024 vorgestellt – und verzeichnet dabei erneut einen Höchststand an eingereichten Beschwerden. Insgesamt 426 Fälle wurden im vergangenen Jahr behandelt, das entspricht einer Steigerung um mehr als 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Deutlicher Anstieg an Beschwerden
Im Vergleich zum Jahr 2023 (349 Beschwerden) zeigt sich ein erheblicher Anstieg. In der Fallstatistik 2024 wurden in 27 Fällen medienethische Verstöße festgestellt (im Vorjahr waren es 20). Besonders häufig beanstandet wurden Berichte wegen mangelnder journalistischer Sorgfalt, Verletzung von Persönlichkeitsrechten sowie Verstöße gegen den Ehrenkodex für die österreichische Presse.
Krone erneut Spitzenreiter bei Ethikverstößen
Mit acht Verstößen bei 66 Fällen lag die Kronen–Zeitung mit den Beschwerden und Verstößen vorne. Darauf folgt oe24 mit sieben Verstößen bei 39 Fällen. Die meisten Beschwerden gingen allerdings zur Berichterstattung des Standard ein: 74 Fälle wurden gemeldet. Presserat-Geschäftsführer Alexander Warzilek zu Folge sei dies allerdings auf die äußerst kritische, und mit den Aufgaben des Presserates vertraute Leserschaft des Mediums zurückzuführen. Ein tatsächlicher Verstoß wurde durch den Standard dennoch nur in einem einzigen, dafür besonders populären Fall begangen.
Verstoß des Standard wegen
Der Standard, der sich normalerweise durch hohe journalistische Standards auszeichnet, wurde im Jahr 2024 wegen eines Verstoßes gerügt. So wurden vor der EU-Wahl mehrere anonymisierte Anschuldigungen gegen die Grünen-Spitzenkandidatin Lena Schilling veröffentlicht. Während einige Zitate, die auf überprüfbaren Tatsachen beruhten, als zulässig eingestuft wurden, wurde bemängelt, dass die Berichterstattung vereinzelt auch Wertungen und Meinungen ohne konkrete Tatsachengrundlage beinhaltete. Dies wertete der Presserat als einen Verstoß gegen die gewissenhafte Wiedergabe von Nachrichten“. Die Entscheidung des Presserates diesbezüglich wurde daraufhin stark diskutiert. „Das ist auch unser Wunsch. Wir hoffen, dass unsere Entscheidungen ein Ausgangspunkt für Diskussionen sind“, erklärte Warzilek.
Für mehr Informationen über den Fall Schilling lesen Sie gerne unseren Beitrag dazu.
Presserat Geschäftsführer Warzilek zieht positive Bilanz
Dem Presserat Geschäftsführer Alexander Warzilek nach, hat sich der Presserat in den vergangenen Jahren zu einem anerkannten Organ für die Sicherung eines verantwortungsvollen Qualitäts-Journalismus für Leser und Leserinnen entwickelt. „Die Branche nimmt unsere Entscheidungen ernst und die Zahl der Fälle liegt konstant über 400.“, schlussfolgert er.
Den Tätigkeitsbericht 2024 und weitere bearbeitete Fälle, sowie eine detaillierte Fallstatistik finden Sie hier: www.presserat.at
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