In einer zunehmend vernetzten Welt, in der Informationen in Sekundenschnelle verfügbar sind, wächst paradoxerweise auch das Phänomen der Nachrichtenvermeidung. Was treibt Menschen dazu, Nachrichten zu meiden, und welche Strategien können diesem Trend entgegenwirken?
Wenn uns Nachrichten überfordern
Der Hauptgrund für die Nachrichtenvermeidung ist schlichtweg die Überwältigung durch die Flut an Informationen. Teuerung, Kriege und Krisen: Täglich werden wir mit einer Vielzahl von Nachrichten konfrontiert, die negativ sind und Gefühle der Hilflosigkeit hervorrufen können. Viele Menschen fühlen sich durch die ständige Berichterstattung emotional ausgelaugt und ziehen sich daher bewusst zurück, um ihre psychische Gesundheit zu schützen. Auch das zunehmende Misstrauen gegenüber den Medien spielt eine wichtige Rolle. Der Digital News Report, über den wir letzte Woche berichtet haben, liefert Erkenntnisse zum Thema Nachrichtenvermeidung. Hier gaben knapp 14 Prozent an, Nachrichten oft aktiv zu meiden, 23 Prozent manchmal, 30,5 Prozent gelegentlich. Nur 24,7 Prozent sagen, sie würden News niemals meiden. “Von der Menge der Nachrichten erschöpft” fühlen sich 2024 jedoch deutlich mehr Menschen als noch vor fünf Jahren.
Nachrichtenvermeidung – Eine Gefahr für die Demokratie
„Nachrichtenvermeidung gefährdet ein Grundprinzip der Demokratie“, meint Dr. Benjamin Toff, Senior Research Fellow am Reuters Institute for the Study of Journalism. Ohne ausreichende Informationen seien Bürger nicht dazu in der Lage, fundierte Entscheidungen treffen und daher anfälliger für Desinformation und populistische Strömungen. Der sogenannte “Negativity Bias”, also die Tendenz, negative Informationen stärker zu gewichten als positive, verstärke dieses Problem zusätzlich. Viele Medien setzen daher auf “Good News”, um der Nachrichtenvermeidung entgegenzuwirken. Insbesondere im Zusammenhang mit der Berichterstattung zum Klimawandel soll der Fokus auf Lösungsansätze und Fortschritte das Publikum animieren, klimafreundlicher zu handeln.
Wege aus der Nachrichtenmüdigkeit
Positiv gestaltete Nachrichten, sogenannte „Constructive News“, können helfen, das Interesse an Nachrichten zu wecken. Dass nur Nachrichten über Tierbabys und Feel-Good-Stories keine Lösung sein können, steht außer Frage. Doch wie kann man als Privatperson mit negativen Nachrichten besser umgehen? Das VOCER Institut für Digitale Resilienz liefert hilfreiche Tipps im Umgang mit Krisenberichterstattung. Es kann hilfreich sein, einen bewussten und strukturierten Umgang mit Nachrichten zu entwickeln. Anstatt sich ununterbrochen mit Nachrichten zu bombardieren, kann es sinnvoll sein, feste Zeiten für den Nachrichtenkonsum einzuplanen und dabei auf qualitativ hochwertige und vertrauenswürdige Quellen zu achten.
Wem jetzt der Sinn nach einer Dosis Good News steht, findet auf goodnews.eu inspirierende Geschichten.