Video-Journalismus erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Denn neben den allgemein bekannten Fernsehformaten tun sich auch immer mehr kleine Teams zusammen, um Informationen zu verbreiten. Dabei gibt es eine ganze Bandbreite an Möglichkeiten, einen Dokumentarfilm zu gestalten. Doch welche Vor- und Nachteile präsentieren sich bei dem Format grundsätzlich für Konsument*innen?
Die gute alte Doku
Sie ist uns wohl allen bekannt. Hier können in ganz unterschiedlicher Länge, Lebenssituationen, die Natur, Nischenthemen und vieles mehr gezeigt werden. Einfach verpackt bringen die Filmemacher so Geschichten und Bilder an die Öffentlichkeit, die ansonsten wohl verloren gegangen wären.
Der Haken
Wie bei jeder Form des Journalismus laufen auch Dokumentarfilme öfter mal Gefahr, etwas fantastischer und emotionaler zu werden. So erinnern sich vielleicht einige noch an die Vorstellung, dass Lemminge sich von einer Klippe aus in den Tod stürzen. Das basiert auf der Doku „Weiße Wildnis“ von Disney, bei der die Filmemacher beim „Massensuizid“ der Tierchen ordentlich nachgeholfen haben.
Irreführung
Auch modernere Dokus erhalten immer wieder Kritik. So ist Netflix schon etwas verschrien dafür, seine Dokumentationen hin und wieder faktisch etwas zu flexibel zu gestalten. Eines der umstrittensten Beispiele dafür wäre wohl die Doku „Acient Apocalypse“ von Graham Hancock, die man als Lehrbeispiel für Pseudowissenschaft und für rhetorische Mittel von Verschwörungstheoretiker*innen verwenden könnte.
Zwei Seiten einer Medaille
Doch trotz der negativen Beispiele, darf man das Format natürlich nicht verteufeln. Dokumentarfilme von qualitätsorientierten Journalist*innen und Filmemacher*innen können komplexe Sachverhalte verständlich machen oder die Zuschauer und Zuschauerinnen an Orte und in Situationen versetzen, die für sie unvorstellbar sind. Und uns manchmal einfach auch die Schönheit unserer Welt aufzeigen.
Wie scheidet sich die Spreu vom Weizen?
Während auch die öffentlich-rechtlichen Sender immer wieder Kritik generieren, wie etwa die Astrologie-Sendung des ORFs, über die wir vor Kurzem berichteten, haben sie, was Dokumentationen angeht, viele Vorteile.
Da wäre zum Beispiel schon einmal die Krux jeder langwierigen Recherche und Produktion: die Finanzierung. Durch die planbaren, öffentlichen Gelder fällt es etwa dem österreichischen ORF oder dem deutschen Rundfunk leichter, Produktionsteams anzustellen, die sich monate- oder gar jahrelang mit einem Thema befassen.
Die Menschen
Grundsätzlich schadet es aber auch nicht, sich gerade bei kritischen Themen auch mal das Produktionsteam anzuschauen. Haben die Journalist*innen bei Projekten mitgearbeitet, von denen man weiß, dass sie gut aufgearbeitet waren? Kommen Fachleute in den Dokus vor und sind sie in ihrem Feld eher verschrien oder für ihre Integrität bekannt? Geht es um ein emotionales und brisantes Thema und werden Fakten und verschiedene Ansichten dabei präsentiert oder wird nur einseitig an die Emotionen der Konsument*innen appelliert?
Kritisches Denken
Während man bei einer Naturdokumentation vielleicht eher mal ausschalten und den Film genießen kann, schadet es bei geschichtlichen und politischen Dokumentarfilmen nie, etwas mitzudenken und die präsentierten Informationen zu hinterfragen. Wie bei allen journalistischen Formaten stehen hinter Dokus immer Menschen, die sich bemühen, der Gesellschaft einen Mehrwert zu vermitteln und Informationen zu präsentieren, die ansonsten verloren gehen würden. Wie bei allen journalistischen Formaten muss man aber auch mitdenken. Egal, ob man seine Dokus auf YouTube, Netflix oder bei den öffentlich-rechtlichen Sendern anschaut.
Ein paar Beispiele
Ein paar Beispiele, die der Autorin über die Jahre hinweg positiv in Erinnerung geblieben sind, wären wohl die leicht zugänglichen Formate von Galileo, die oft atemberaubend schöne Universum-Reihe des ORFs oder etwa der Simplicissimus-YouTube-Kanal mit seinen verständlich aufgearbeiteten Videos.
Und welche Doku hat Sie das letzte Mal zum Denken angeregt?