Wissenschaftsjournalismus ist ein stets wachsendes Gebiet des Journalismus, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ob in Tageszeitungen, Fernsehprogrammen oder anderen Medien, die Verbindung zwischen Experten und Laien ist für Demokratien unerlässlich. Dabei ist das Dilemma für Journalist*innen, komplexe Themen so einfach und verständlich wie möglich darzustellen.
Die dunkle Seite der Medien
Immer wieder sprechen wir die Gefahr von Radikalisierung und Falschinformationen an. Dabei darf nicht vergessen werden, dass sich viele Akteure auf vermeintliche wissenschaftliche Fakten berufen, um ihren Argumentationen Legitimität zu verleihen. Und solche werden nicht nur in diversen Ecken des Internets verbreitet, sondern teilweise auch von großen Medienhäusern gestützt. Sehr zum Verdruss von Forscher*innen und Journalist*innen.
Die Pseudoelite
Ein bekanntes Beispiel für solchen Pseudowissenschaftsjournalismus wäre etwa „Ancient Apocalypse“ auf Netflix. Der Clou bei der Sache ist, dass selbst so große Produktionen an den Mythos appellieren, dass es eine wissenschaftliche Elite gibt, die der breiten Masse wichtige Informationen vorenthalten will. So wird in der Serie immer wieder betont, dass Archäolog*innen vertuschen, dass es Gesellschaften von Riesen, Atlanten und ähnlichem gab.
Doch wieso ist so etwas relevant?
Was in den sozialen Medien und auf Netflix oft belächelt wird, hat reale Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Immer wieder werden Ausreißerstudien zitiert oder falsch interpretiert. Erkenntnisse, die sich nicht eins zu eins auf unsere Gesellschaft anwenden lassen, werden missbraucht, um Menschenrechte anzuzweifeln oder Argumentationen gegen die Gleichstellung der Geschlechter zu untermauern.
Der Kontextfluch
Genau da setzt Wissenschaftsjournalismus an. Egal wie gebildet eine Person ist, niemand kann alles wissen. Deswegen ist es die Aufgabe von Journalist*innen, neue Erkenntnisse möglichst zugänglich aufzudröseln und weiterzugeben. Dabei darf auch nie der Kontext aus den Augen verloren gehen, denn was z. B. in der Physik als haltbare Theorie betrachtet wird, lässt sich deswegen noch lange nicht auf Verhaltensforschung oder gar direkt auf gesellschaftspolitische Themen übersetzen.
Ein Beispiel aus der Biologie wäre der Mythos des Alpha-Wolfs, der später selbst von dem Wissenschaftler David Mech, der den Begriff geprägt hat, verworfen wurde. Trotzdem wird diese haltlose These heute von diversen Influencer*innen als bare Münze verkauft und dafür benutzt, Frauen und queere Menschen als quasi subhuman anzusehen, während junge Männer darauf hinfluenct werden, möglichst keinen Respekt vor anderen zu haben, weil sie selbst ja besser als der Rest sind. Oder sein könnten.
Und wieder mal sind alle in einem Boot
Man sieht also, dass wissenschaftlicher Journalismus einen großen Einfluss auf unser Miteinander haben kann. Auch die Aufklärung über historische Begebenheiten oder ökonomische Prinzipien kann sich für Journalist*innen als sehr schwierig gestalten. Begutachtet man etwa Interviews mit MAGA-Anhänger*innen aus den USA, so wird schnell klar, dass das Prinzip von Tarifen und Zöllen etwas verzerrt aufgenommen wurde, was nun reale globale Konsequenzen für uns alle nach sich zieht.
Kein Fall für KI
Nicht zuletzt muss erwähnt werden, dass Künstliche Intelligenz sich zunehmend als Hürde für qualitativen Journalismus präsentiert. Beispielsweise können Bilder mit Leichtigkeit gefaked werden. Was jetzt oft noch leicht als Falschinformation erkennbar ist, ist morgen nur mehr schwer von tatsächlichen Bildern von Ausgrabungen etc. unterscheidbar. Mal ganz abgesehen davon, dass es momentan eine Welle von KI-generierten Sachbüchern gibt, die schlecht recherchiert und in manchen Fällen (etwa bei Büchern über Giftpflanzen oder Pilzen) aktiv gefährlich für Menschen sein können.
Arbeit für alle
Es bleibt zu sagen, dass am Ende natürlich alle Konsument*innen selbst dafür verantwortlich sind, sich weiterzubilden und dargelegte Informationen kritisch zu betrachten. Doch Wissenschaftsjournalismus bleibt ein wichtiger Vermittler zwischen Forschenden und Gesellschaft. Die Vermittlung von Wissen ist nicht immer einfach und komplexe Sachverhalte für Menschen mit den verschiedensten Hintergründen verständlich darzustellen, ist eine große Aufgabe.
Gelungene Beispiele für wissenschaftlichen Journalismus im deutschen Raum sind etwa Kurzgesagt – In a Nutshell oder diverse Fachzeitschriften wie das Geo Magazin, das mit Geolino auch für Kinder zugänglich ist.