Der Fotojournalismus beweist wie kaum eine andere Sparte des Journalismus, dass ein Bild mehr als tausend Worte sagen kann. Erst am 22. Jänner fand das Event „Zukunftsbild: Warum Fotojournalismus seiner Zeit voraus sein muss“ in Zusammenarbeit von Presseclub Concordia und APA statt. Zu dieser Gelegenheit möchten wir Ihnen einen kurzen Überblick über den Fotojournalismus geben.
Erste Schritte
Die Fähigkeit, Bilder für kommende Generationen in Echtzeit festzuhalten, ist um einiges älter, als mancher zu glauben scheint. Schon 1826, also vor knapp 200 Jahren, knipste Joseph Nicéphore Niépce das erste Foto. Als die Technik zur Erhaltung der Bilder immer besser wurde, wurde auch die Fotografie ein immer beliebteres Medium, um wichtige Ereignisse zu dokumentieren.
Erste Herausforderungen
Die mobile Fotografie stellte sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts als besonders schwierig dar. Wollten Reporter*innen etwa in Kriegsgebiete oder ferne Länder reisen, mussten sie ganze Labore mitnehmen, da die Fotos gleich entwickelt werden mussten. So konnte der Berufsstand der Pressefotografen erst Anfang des 20. Jahrhunderts die Pressezeichner ablösen.
Bewegte Zeiten
Während des 1. Weltkriegs kam der Fotojournalismus jedoch ins Stocken. Kaum eine Regierung wollte ihrer Bevölkerung die Zustände an der Front zeigen. Erst in der Zwischenkriegszeit blühte der Fotojournalismus wieder richtig auf. Besonders in den USA nutzten Pressefotograf*innen ihr Medium, um gesellschaftliche Missstände aufzuzeigen.
Propaganda und Realität
Im 2. Weltkrieg war der Fotojournalismus in Deutschland und Österreich geprägt von nationalsozialistischer Propaganda. Jüdische und systemkritische Journalist*innen wurden in Konzentrationslagern ermordet oder mussten flüchten. Besonders zivile Fotograf*innen halfen dabei, den Krieg möglichst realitätsnah festzuhalten und die Grausamkeit der Konzentrationslager aufzuzeigen.
Neue Anfänge?
Nach dem 2. Weltkrieg nahm der Fotojournalismus an Fahrt auf. Etwa wurde die Agentur Magnum Photos mit dem Ziel gegründet, über Missstände aufzuklären. Große Magazine, wie Stern kamen auf den Markt. Besonders am Anfang konnten sich Fotograf*innen des nationalsozialistischen Propagandaapparats in diesem neuen Feld betätigten und prägten die Magazine im deutschen Raum mit. Erst mit Beginn der 60er-Jahre kam frischer Wind in die Branche, Fotograf*innen hinterfragten immer mehr den Status quo mit ihren Motiven.
Pleiten
Wie so viele andere Medien zuvor wurden schließlich auch viele Magazine vom nächsten Besten verdrängt: dem Fernsehen. Schließlich schritt die Digitalisierung vom Anfang der 90er-Jahre auch in der Fotografie voran. Das Fotografieren selbst, aber auch die Verarbeitung und vor allem die Übermittlung der Bilder wurde immer schneller. Selbst Laien können inzwischen zeitungsreife Bilder knipsen. Die Debatte darum, wie die Grenzen zwischen Foto- und Bürgerjournalismus immer weiter verschwimmen, besteht deshalb schon seit den ersten brauchbaren Handykameras.
Neue Wege
Und damit kommen wir schon zu den Herausforderungen des Fotojournalismus. Im Laufe des APA und Concordia Events „Zukunftsbild“ wurde natürlich Künstliche Intelligenz angesprochen. In diesem Zusammenhang wurden auch neue Darstellungsformen für Themen gesucht, die immer wieder mit denselben Bildern konzeptualisiert werden. Ein Beispiel hierfür wäre etwa das typische Bild eines Roboters bei Artikeln, die sich um KI drehen. Auch die Bildsprache um den Klimawandel wurde diskutiert.
Das Leben repräsentieren
Auch Diversität spielte eine Rolle. Es gehe dabei darum, die Vielfalt der Gesellschaft zu präsentieren und auch aufzuzeigen, wo es noch recht monoton zugeht. Auch wurden Stereotype angesprochen, die im modernen Journalismus kritisch beäugt und nicht unreflektiert übernommen werden sollten.
Aufgaben
Nach all dem erschließen sich die Aufgaben des Fotojournalismus wohl von selbst. Fotojournalist*innen dokumentieren nicht nur die großen Weltgeschehnisse, sondern geben auch Einblick in das Alltagsleben von Menschen, in Lebensräume von Tieren, ökologische Systeme, Kunst und auch nicht Sichtbares soll mit Bildsprache repräsentiert werden. Fotojournalismus dreht sich zum einen um das objektive Widerspiegeln von Geschehnissen. Auf der anderen Seite müssen Fotos, die etwa von Missständen und Katastrophen berichten, die Emotionen der Betroffenen wiedergeben und den Betrachtenden helfen, die Lebensrealität von anderen zu begreifen, sich vielleicht sogar in sie hineinzuversetzen.
Empfehlenswert
Wer sich für solche monumentalen Bilder interessiert, dem ist die alljährliche World-Press-Photo-Ausstellung im Fotomuseum WestLicht wärmstens zu empfehlen. Die Bilder vergangener Jahre findet man auf der Website von WestLicht. Und wer noch mehr zu anderen Formen von Journalismus lesen möchte, der wird bei unserem Blogbeitrag zum Dokumentarfilm fündig werden.