Die dritten Österreichischen Journalismustage fanden heuer am 14. April statt und standen unter dem Thema „Glaubwürdigkeit“. Die Veranstaltung fand im MuseumsQuartier Wien und das Vorabendevent im Presseclub Concordia statt.
Namhafte Journalisten aus dem In- und Ausland haben bei der Veranstaltung Österreichische Journalismustage über den Verlust des Vertrauens in die Medien diskutiert. Zu den Sprechern gehörten unter anderem Dieter Bornemann (ORF Vorsitzender des Redakteursrates), Florian Klenk (Chefredakteur des Falter), Eva Weissenberger (Chefredakteurin der Zeitschrift News), Klaus Brinkbäumer (Chefredakteur des Spiegel) und Helge Fahrnberger (Gründer des Medienwatchblogs Kobuk!).
Das Lob der Medien
Spiegel-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer plädierte in seiner Keynote für mehr Selbstbewusstsein in der Branche. Außerdem meint er, dass das Internet eine wesentliche Rolle zum Verlust der Glaubwürdigkeit beitragen würde, da jeder selber zum Publizisten werden kann. Brinkbäumer meint, „die Verbreitung der Wahrheit ist nicht mehr an Geld oder demokratische Strukturen gebunden“. Das hat einerseits seine Vorteile, speziell dort, wo die Pressefreiheit stark eingeschränkt ist und Diktatoren oder Oligarchen die Berichterstattung kontrollieren. Andererseits gilt selbiges auch für die Verbreitung von Unwahrheiten: „Jeder kann alles behaupten und online stellen, Verschwörungstheorien, Beleidigungen, Lügen […]“.
Dem Vertrauensverlust sei laut Brinkbäumer seitens der Medien mit Autorität entgegenzuwirken, „[…]mit medialer Autorität, die durch Recherche, Sachkenntnis, Dokumentation, Urteilskraft entsteht“.
Kritik an den Medien
Neben der Hauptbühne gab es bei der Veranstaltung Österreichische Journalismustage auch eine „Sidestage“, die Jungjournalisten, Studierenden und Medienmenschen eine Bühne geboten hat.
Auf dieser Sidestage ist unter anderem auch Kobuk!-Gründer Helge Fahrnberger aufgetreten. In seinem Vortrag hat er die österreichischen Medien stark kritisiert und meint, dass diese selber zum Vertrauensverlust beitragen würden. Dabei nennt er unter anderem Praktiken wie Berichterstattung zu kaufen, manipulative Hetzkampagnen zu schalten, die Interessen der größten Werbekunden zu bedienen, Berichterstattung im Interesse der Medien-Eigentümer zu unterdrücken und vieles mehr.
Fahrnberger meint, dass die Orientierungslosigkeit der Konsumenten die Glaubwürdigkeit der Medien beeinträchtigt: „Wir sind in der Orientierungslosigkeit noch anfälliger für Informationen, die unser Weltbild bestätigen. Wir sehen, was wir sehen wollen. Uns fehlt die Medienkompetenz, Dinge wirklich zu hinterfragen. Wem vertrauen?“
Medien könnten dem entgegenwirken indem sie mehr Transparenz an den Tag legen: „Quellen offenlegen, mögliche Interessenskonflikte offenlegen, Recherchematerialien veröffentlichen“. Fahrnberger meint, dass der wichtigste Punkt die Selbstkontrolle der Medien sei.
Als Medienbeobachter haben wir bei CLIP Mediaservice natürlich eine andere Sicht auf die Medien als der durchschnittliche Leser. Für uns gilt es die Medien objektiv nach den Suchaufträgen unserer Kunden zu durchforsten, ohne diese inhaltlich zu bewerten. Nichts desto trotz ist die Diskussion um den Vertrauensverlust in die Medien auch für uns sehr interessant und wir sind gespannt, mit welchen Gegenmaßnahmen die Medien aufwarten werden.
Mehr Infos zur Veranstaltung Österreichische Journalismustage gibt es hier.