Das lange Warten hat ein Ende, seit Donnerstag voriger Woche wissen wir alle, wie Österreich politisch gewählt hat. Und schon eine Woche länger, seit dem 12. Oktober, wissen wir nun auch, welche Medien in Österreich wie viele Leser haben. Stellt sich nur noch die Frage: Was haben die Reichweitenzahlen der ARGE Media-Analyse mit Nationalratswahlen gemeinsam? CLIP Mediaservice versucht eine Antwort zu geben.
Die Media-Analyse 2016/17 in Zahlen
Wie jedes Jahr im Herbst wurden am 12. Oktober die vom Verein ARGE Media-Analyse erhobenen Mediendaten veröffentlicht. Ein signifikantes Ereignis für die Medienmacher, da die Studie nicht nur enthüllt, wie es um die Zeitungs- und Zeitschriftennutzung in unserem Land im Allgemeinen steht und die eine oder andere Strategie für die Zukunft daraus abgeleitet werden kann und muss. Ganz konkret dienen diese Zahlen für jeden Verleger auch dazu, den eigenen Wert zu bestimmen. Und das ist im Zusammenhang mit Reichweiten und daraus abgeleiteten Werbeeinnahmen nicht metaphorisch sondern durchaus buchstäblich zu verstehen.
In Zahlen gegossen sagt die Analyse, dass in Österreich mit 4,87 Mio. Menschen 65,5 % der Bevölkerung über 14 Jahre Tageszeitungen lesen, das ist eine Verringerung um 2,1 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr, aber man kann im internationalen Vergleich getrost von einem Jammern auf hohem Niveau sprechen.
Studienprimus ist einmal mehr die Kronen Zeitung mit einem Marktanteil von 30,1 % (2.243.000 Leser), gefolgt von der Kleinen Zeitung mit 10,9 % (812.000 Leser) und dem Kurier mit 7,4 % (551.000 Leser).
Die Errechnung der Reichweite und Ihre Kritiker
Die Eingangs erwähnte Parallele zwischen Nationalratswahlen und Media-Analyse ist die Methodik und die statistische Auswertungsmethode. Durch die Einführung von Wahlkarten und die Änderungen der Bekanntgabe von Hochrechnungsdaten wurde die Spannung der Wahlberichterstattung extrem gesteigert und verlängert. Seit der letzten Präsidentschaftswahl wurde dieser Krimi – wie genau sind die Prognosemodelle der verschiedenen Meinungsforscher im Vergleich – gemeinsam mit dem Verbot der Vorab-Bekanntgabe erster Ergebnisse und der Bekanntgabe der endgültigen Ergebnisse auf mittlerweile vier Tage ausgedehnt und bis dahin sind die Statistiker, Ihre Modelle und deren Genauigkeit in aller Munde. Am Ende allerdings sind tatsächlich alle Wahlzettel und Wahlkarten ausgezählt und man kann diese Ergebnisse mit den Prognosemodellen und Ihrer Treffsicherheit vergleichen. Ein mittlerweile sehr vertrautes Vokabel in diesem Zusammenhang ist die Schwankungsbreite. Die Media-Analyse beruht, ebenso wie Wahlprognosen, vereinfacht gesagt ebenfalls auf repräsentativen Befragungen und statistischen Auswertungen dieser Basiszahlen. Die ausgewiesenen Reichweiten der Media-Analyse beruhen auf einer Befragung von 15.000 Personen und nachfolgender „international üblicher und wissenschaftlich untermauerter Methode.“ (Inklusive Schwankungsbreite). Und genau darauf hat ein jahrelanger Rechtsstreit (seit den 2000er Jahren) zwischen einem österreichischen Verleger und der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse abgezielt.
Die Klage, das Urteil und mögliche Folgen
Der Verleger des u.a. Home-Magazin, Alexander Geringer, hatte schon vor Jahren die im Rahmen der Media-Analyse präsentierten Reichweiten in Frage gestellt und in weiterer Folge und mittels jahrelangem Rechtsstreit, nicht zuletzt um gerichtliche Zuständigkeiten, versucht den Beweis zu erbringen, dass die Sample-Größen und die Schwankungsbreiten für die Ergebnisse signifikant relevanter wären, als bisher angenommen. Diese im Jahr 2017 zur Klage hinzugenommen Argumentation, untermauert durch zwei Umfragen im relevanten Werbeumfeld, hat nun zu einem juristischen Teilerfolg geführt: Das Handelsgericht Wien ist der Argumentation gefolgt und hat in dieser Causa im September lt. Standard sinngemäß folgendes entschieden, „Die Media-Analyse (MA), die große Reichweitenstudie über Österreichs Zeitungen und Zeitschriften müsse ihre Zahlen künftig mit einem solchen Warnhinweis versehen: Die tatsächlichen Leserzahlen könnten „grob“ von den Veröffentlichten Werten abweichen.“ Ein Warnhinweis für Umfragen also. Natürlich hat die ARGE Media-Analyse berufen, das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen, aber ein weiteres Kapitel im Rahmen jährlicher Media-Analyse Reichweiten ist aufgeschlagen. Wie immer: CLIP Mediaservice bleibt dran und informiert auch in Zukunft objektiv über den weiteren Verlauf.
Weitere spannende Medien-Zahlen finden Sie in unserem Reichweiten-Beitrag.